27. Februar 2004

Wer hat Jesus ausgeliefert?

Immerhin einen anerkannten Theologen läßt die Zeit in Sachen Gibsonschen Antisemitismus' zu Wort kommen. Walter Schmithals gibt Mel hinter den Evangelien Deckung und stellt stattdessen eine simplistische Bibellektüre ins Feuer. Lesenswert.
Wettermeldung

Auch nicht schlecht: ein weißer Aschermittwoch statt ein aschgrauer. Verheißungsvoll. "Wasche mich, dann werde ich weißer als Schnee." (Ps 51, 9)
207.000 x Scipio!

Google-Hit-Zahlen als Indikatoren für Popularität von Personen und Themen- nein. Eher Anzeichen für journalistische Faulheit, meint Lionel Beehner.
Die Wahrheit - aber wie?

"Man soll die Wahrheit den Menschen nicht wie ein nasses Handtuch um die Ohren hauen" - ein wahrer Satz, der in der praktischen pastoralen Anwendung "vor Ort", "an der Basis" leider eher zur Eigen- und Fremdbestätigung mißbraucht wird. Bestimmte, "harte" Themen fallen aus der Verkündigung raus, und so manche Seelsorger eiern nicht einmal herum, sondern schweigen.

Es gibt eine Alternative dazu: Man kann die Wahrheit den Menschen auch wie ein trockenes Handtuch anbieten. Der Oberösterreichische Pfarrer Gerhard Wagner scheint genau das versucht zu haben. Seine gesammelten Briefe an verschiedene Sub-Populationen seiner Gemeinde finden sich in dem von der Tagespost besprochenen Buch "Berufen zum Dienst in Kirche und Welt: Briefe eines Pfarrers an seine Pfarrgemeinde".

23. Februar 2004

Karnevalsbeschäftigungen

Dieses Jahr zu Fasching beschäftige ich mich schwerpunktmäßig mit der Verkleidung von Wänden - mittels dieser langen, klammen, klebenden Papierstreifen.

Der denkwürdigste Rosenmontag war für mich der von 1987: der Geburtstag unseres Ältesten.
Laienpredigt praktisch

Warum eigentlich nicht? Warum sollen immer nur die Priester predigen? Warum nicht auch entsprechend ausgebildete Laien? Und ist es wirklich die Ausbildung, die einen guten Prediger macht? Muß er sich nicht berufen fühlen, "Charisma" haben? Oder sollte nicht einfach die Gemeinde ihre(n) Prediger berufen und beauftragen? Und müsste die nicht solche Personen beauftragen, die sie ganz tief, innerlichst aufwühlen, bewegen, berühren - natürlich auch drewermännlich heilsam berühren?

Wie das so ganz praktisch aussehen kann, sehen wir im "Powerhouse of Praise", Toledo, OH. Jacob Thomas Matthew Walters, ein gewöhnlicher 12-Jähriger, tritt dort als richtiges Kanzel-Kraftpaket auf. Er ist zwar familiär vorbelastet, aber das ist kein Argument gegen die Eichtheit seines Charismas. (via Saintly Salmagundi)
Kant zum 200.

Der kategorische Imperativ der Mediengesellschaft: "Handle so, als ob die Maximen deines Handelns unbedingt auch zum Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung werden müssten."
Das Umfeld der "Passion"

Lorenz Jäger in der Samstags-FAZ hat die "Passion" (leider) noch nicht gesehen, sondiert aber die Nachbarschaft schon einmal: Bibelschinken, Godard und Pasolini, Scorseses "Letzte Versuchung".

Sein vorsichtiger Schluß: "Manches in Gibsons Film läßt erwarten, daß er in seiner Kompromißlosigkeit ... eher zur Autoren-Tradition von Godard und Pasolini neigt. Und die Treue des traditionalistischen Katholiken Gibson zum biblischen Bericht steht außer Frage. Die Debatte der nächsten Wochen wird zeigen, ob der Film ästhetisch standhält - und ob er die Europäer zu überzeugen vermag, die mit den baptistischen, aber eigentlich amerikatypischen Bekenntnisritualen der öffentlichen Religion wenig anzufangen wissen."

Ich würde den Film weniger in den Rahmen baptistischen öffentlichen Zeugnisses stellen als in den sehr katholischen der Karfreitagsprozessionen und Passionsspiele, die in ihrem Realismus (man denke an die Kreuzigungen auf den Philippinen...) dem Durchschnittseuropäer allerdings nicht weniger fremd sind... Außer es gelingt, sie folkloristisch zu neutralisieren.

20. Februar 2004

Vater und Sohn

Was Mels Vater Hutton Gibson zum Holocaust von sich gibt, ist ausgemachter Schwachsinn, aber der Sohn ("Asked in media interviews whether he shares his father's views, Mel Gibson has said that he loves his father and will not speak against him.") wird leider dafür in Familienhaft genommen - da kann er sagen, was er will.

(Yahoo! News - Gibson Father: Holocaust Mostly 'Fiction')

18. Februar 2004

You can't keep the cake and eat it

"On Tuesday, Abraham Foxman, U.S. director of the Anti-Defamation League, urged Vatican officials at a meeting in Rome to instruct Catholics around the world not to view the movie as reflecting Rome's teachings."(First Lady Hopes to See Gibson Movie About Christ (washingtonpost.com))

Hach, waren das noch Zeiten, als es den Index Librorum Prohibitorum gab...

Wohnen wie ein Bischof in England

"In the main bishops and their wives felt the Church should not be hanging on to heritage property that was too expensive", sagt ein Report der Church of England. Noch steht kein Bischofspalast zum Verkauf, aber bei Interesse sollte man Find a Property - Bishops' Move schon mal in seine Favoriten aufnehmen.
Der langsame Tod der Volkskirche

Eine "seltsame Mischung von Verzagtheit und Übermut" konstatiert Alexander Kissler in der Süddeutschen Zeitung im Bistum Madgeburg. Die müde, alternde, gelähmte Kirche sucht ihr Heil im Blick nach außen, will "einladend, offen und dialogbereit" sein und temperiert die eigenen "Glutzentren" nach unten: niederschwellige Einsteiger-Angebote, Zielgruppenorientierung, Schnupperkurse, stärkere Medienpräsenz. (Vielleicht könnte man auch noch eine Schnuppermitgliedschaft anbieten, mit Probetaufe und halber Kirchensteuer über 5 Jahre.)

Kissler schließt: "Solche Überlegungen sind aus der Not geboren, dass in zehn Jahren nur 85 statt 150 Priester im Bistum tätig sein werden. Doch letztlich ist flächendeckende Seelsorge um fast jeden Preis ein Ausdruck jenes verblichenen Volkskirchentums, das die Autoren überwinden wollten. Der Mut zu spirituellen Zentren wäre ehrlicher."

(Die Dokumentation des Magdeburger "Pastoralen Zukunftsgesprächs" gibt es hier.)

17. Februar 2004

Complete Works of JHN

Das dürfte so ziemlich alles von John Henry Newman sein. Incl. einer schönen Bildergalerie, biographischem Material und Links.

Schlicht, funktional, beeindruckend. Mit Recht ein "Proud Member of Best Catholic Links".
Narr ohne Spiegel

Einmal im Jahr die Wahrheit sagen dürfen, großkotzig, knüttelversig und unterm Mäntelchen des einsamen Kämpfers gegen Kirchenlügen. Einmal im Jahr unfehlbar sein und exkommunizieren:

"Denn Bush hat, das ist schlimm und übel,
als Christenmensch die falsche Bibel."

Wem's gefällt: St. Michael, Schweinfurt, 22.2., ab 10.00 Uhr. Wer nicht drauf steht, wird gebeten, das "Pascha-Mysterium" (Vat II, Sacrosanctum Concilium, 106) woanders zu feiern.

Aber wehe, Ihr sagt's Eurem Bischof weiter! Wehe!
Bis an die Enden der Erde

Wer feierte die erste Messe am Südpol? - Ein Jesuit war's, Daniel Linehan

Immer wieder die SJ ... (via Dappled Things)
Multidisziplinäre Küsse (via Holy Whapping)

16. Februar 2004

Texanische Death Row Information

Die Liste der Henkersmahlzeiten ist wohl vom Netz genommen worden und nur noch im Web-Archiv zu finden.
Fastenindustrie

Marcus A. Schäfer hat in seinem tagwort-Service 15 Bücher über das Fasten vor- und jetzt auf einer eigenen Seite zusammengestellt. Alles sehr schön und im Sinne des HErrn.

Aber warum kann ich doch ein leichtes Schauern nicht unterdrücken, wenn ich die von amazon.de übernommenen (Klappen-)Texte lese?

"Zu welchen kulinarischen Einfällen hat der Verzicht geführt? Mit welchen Rezepten lassen sich Fasten und Genuß, Körper und Geist zu neuer Harmonie führen?" - "wundervolle Fundstücke bayerisch-katholischer Fastentradition" - "... regen an, in sich selbst hineinzuhorchen und frei zu werden für das neue erwachende Leben" - "Die beruhigende Gitarrenmusik von Barbara Hennerfeind öffnet zwischen den Texten meditative Freiräume" - "einen attraktiven Aufstellkalender, der zugleich mit einer erfrischenden Konzeption daher kommt" - "Eine meditative Fotoseite ergänzt stimmungsvoll die Textseiten".

Hier hat sich eine Fastenindustrie entwickelt, mit einem höchst diversifizierten Ausstoß, der über die diversen Fasten-Events auf lokaler Ebene unter die religiösen Konsumenten gebracht wird. Jeder spirituelle Bestseller-Autor, von Schwarz über Brantschen zu Stutz, hat einen eigenen Fastenbegleiter in der Angebotspalette, sodaß für jeden Geschmack etwas dabei ist.

Als Jesus in die Wüste ging, hatte er keinen Reiseführer und keinen "persönlichen Fastenbegleiter" dabei und suchte wahrscheinlich weder die Harmonie von Körper und Geist noch noch wollte er "den Alltag unterbrechen" und "bewußt leben".

"Danach trieb der Geist Jesus in die Wüste.
Dort blieb Jesus vierzig Tage lang
und wurde vom Satan in Versuchung geführt.
Er lebte bei den wilden Tieren,
und die Engel dienten ihm." (Mk 1, 12-13)

13. Februar 2004

Ohne Ansehen der Person

Heiligenscheine für alle.

12. Februar 2004

Wahrheit

Ernest Gellner würde dem Satz "Hauptsache, es hilft" jedenfalls widersprechen:

"Etwas muß wahr sein, bevor es Anspruch auf andere bedeutende Verdienste erheben kann. Ohne Wahrheit ist alles andere wertlos."

10. Februar 2004

Für das Kind im Mann

Schon mal Elmo gekitzelt?
Escape!

Weniger als 5 sec - Schande über mich. Meine einzige Entschuldigung ist, daß ich noch nie - seit den ganz frühen Tagen von Leisure Suit Larry und den Lounge Lizard - ein "Computerspiel" gespielt habe.
Zölibat, Frauenordination und Schweizer Reformeifer

Der Veritas-Blog kommentiert ein Manifest der Schweizer KAB, mit dem sich dieser Verband einer Initiative der Synode des Kantons Luzern vom November anschließt.

Wieder einmal werden die Menschenrechte berufen (Der "Ausschluss von verheirateten Männern [vom Priesteramt; scipio] widerspricht elementaren Menschenrechten, die die Kirche als Grundlage menschlichen Zusammenlebens zu Recht einfordert", die Nicht-Ordination der Frau "widerspricht elementaren Menschenrechten und der von der Bibel erzählten Wertschätzung aller Menschen - unabhängig von Geschlecht, Stellung oder Lebensform"), wieder einmal soll die Kirche "glaubwürdiger in der Verkündigung und zu einem noch befreienderen Ort" werden.

Haben die Alt-Katholiken, die Anglikaner, die diversen evangelischen Kirchen und Kirchlichen Gemeinschaften mit der Frauenordination und verheirateter Pfarrerschaft den Quantensprung in puncto Glaubwürdigkeit geschafft? Sind sie "befreiendere" Gemeinschaften als die Kirche von Rom oder als die des Ostens? Ich lasse mich da gerne eines anderen belehren, aber - sorry - ich seh's nicht.

Da wird die Befreiung doch allzuoft (noch öfters als bei uns ...) mit Beliebigkeit verwechselt, und ein Glaube, der mir von seinen Verkündern als beliebig, als z.B. historisch bedingt, aber natürlich heute, je nach persönlicher Einsichtslage auch ganz anders versteh-, interpretier-, praktizierbar vorgestellt wird, ist meines Glaubens nicht würdig. Es mag gute Gründe geben, nicht Katholik zu bleiben oder zu werden. Es gibt auch gute Gründe, in derjenigen Kirche zu bleiben, in der man groß geworden ist. Aber es gibt keine guten, ehrlichen Gründe, einer Kirche beizutreten, die mir nicht wenigstens sagen kann, wen und was sie für die Wahrheit hält oder wie das richtige Leben aussieht. Und die mir damit implizit oder auch ganz explizit sagt, was unwahr oder das falsche Leben ist.

Übrigens ist auch hier wieder bemerkenswert, wie in diesen Kreisen untergründig ein neues, ein schlicht und einfach: anderes Verständnis des (katholischen) Christseins Platz gefunden hat:

"Obwohl wir eine Weltkirche sind, gibt es keinen Grund, dass die Bischöfe dringende Reformen verhindern. Die Bedürfnisse eines Landes können niemals zur gleichen Zeit die gleichen eines anderen Landes sein. Die Schweiz könnte in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle einnehmen. Das Zentrale unseres Glaubens, die Nachfolge Jesu, bleibt trotz Reformen unangetastet", sagt zum Beispiel die Luzerner Synode.

Im Klartext:

Die Bischöfe sollen auf die Einmütigkeit des globalen Bischofskollegiums oder auf die Übereinstimmung mit dem Nachfolger Petri keine Rücksicht nehmen, wenn es um Reformen geht. Die Kirchenordnung und -struktur - und warum nicht auch die Kirchenlehre? - ist entsprechend den lokalen Bedürfnissen zu gestalten, die auch nur lokal zu definieren sind. ("Was uns gut tut, wissen wir am besten. Bestell mir noch eins mit", wie der eine Säufer zum andern sagte.) Wer die Einheitlichkeit von Struktur (und Lehre?) sprengt, ist Vorreiter, Avantgarde, Speerspitze des Fortschrittes. Die Kurzformel des Glaubens als "Nachfolge Jesu" - tut keinem weh und schließt vor allem keinen aus, denn wer wollte dem noch ideologische Bedingungen stellen, der dem Propheten, Sozialreformer, Revolutionär, Gutmenschen, Heiler, ganzheitlichen Menschen aus Nazareth irgendwie "nachfolgt"?

Instruktiv auch der Text "Die Sache der Frau" im "Luzerner Kirchenschiff", 1/2004, S. 5: Eine Frau (alt? Pfarrhaushälterin?) schaut dem Mann-Priester am Altar zu, stellt fest, daß er dort genau wie sie daheim Mahlzeiten für andere zubereitet, führt gedanklich eine radikale Liturgiereform durch, wünscht sich, daß der Mann-Priester auch sonst mal beim Kochen und Tischdecken hülfe und stellt fest, daß sie, die Frau, die Frauen, doch mehr davon verstehen, "aus dem Gewöhnlichen etwas Besonderes hervorzuzaubern".

Und alle nicken und sagen mit der alten Frau: Ja, das wär' schön, so ist es, laßt uns mit Jesus frühstücken und abendessen, mehr braucht es nicht.

Und haben damit die Konfession gewechselt. Adieu, Eucharistie. Adieu, Heilige Messe.
The IRC Bible (via netbib)

9. Februar 2004

"... und schließlich zu Tode gejagt"

Janis Vanags war 34 Jahre alt, als er 1992 zum Erzbischof der Lutherischen Kirche in Lettland gewählt. Auf den Seiten von Pfr. Diestelmann findet sich die Übersetzung eines Interviews, das eine schwedische Kirchenzeitung mit ihm führte.

Seine Kritik am Lutherischen Weltbund kommt mir irgendwie bekannt vor. Aber halt: das waren ja die Anglikaner aus dem globalen Süden, die ähnliche Klagen gegen ihre westlichen Schwestern und Brüder erhoben.
Was meint eigentlich ...

... D. Martinus Luther zur Eucharistie-Enzyklika?

Der evangelisch-lutherische Pfarrer Jürgen Diestelmann eine "[fiktive] Antwort" geschrieben, die er gleichzeitig als "Anfrage an die Kirche der Reformation" verstanden wissen will.

Man könnte meinen, mit Luther allein ginge die Ökumene schneller voran.
Der nächste Papst beim irischen Buchmacher

Paddy Power
Meine Grammys

Die diesjährigen Grammy-Gewinner der Kategorien 8, 11, 14 und 30 sind in meinem CD-Regal wieder einigermaßen gut vertreten - was ja mindestens einmal heißt, daß die Jury und ich einen ähnlichen Geschmack haben.

Dieses Weblog ist übrigens der einzige Platz im Web (jedenfalls so weit ich feststellen konnte), wo es die Lyrics zum Gewinner der Kategorie 39 lesen gibt. Hier geht es zu "A Simple Life" von Ricky Skaggs & Kentucky Thunder.
Ratzinger, Spaemann und das Naturrecht

"Die Sache des Naturrechts" wolle er weiterhin verteidigen, "wenn auch 'unter Verzicht, vielleicht unter einstweiligem Verzicht auf den Begriff der Natur" - so hat laut Christian Geyer (FAZ) Kardinal Ratzinger auf eine entsprechende Frage von Robert Spaemann geantwortet. Diese Antwort im Rahmen der Habermas-Ratzinger-Disputation wiederum wertete J. B. Metz als "theologische Sensation" und - immer noch laut Geyer - Robert Spaemann als Ärgernis, so daß er den Imbiß sausen ließ.

Spaemann nun hat seinen französischen Abschied in einem Leserbrief an die FAZ erklärt, ging aber mit keinem Sterbenswort aufs Naturrecht ein. Cum tacent...

7. Februar 2004

Paradigmenwechsel

- ist wohl noch eine wohlwollende Bezeichnung für das, was Heinz Schütte in der Tagespost diagnostiziert.

6. Februar 2004

Die Muffin-Dodekalogie

Auch wer sie nicht mag - diese Muffins sind köstlich anzusehen.
Join Us, Come, Join Us

Was macht ein Ex-Präsident auf einer Afrika-Reise?

Er bloggt.

5. Februar 2004

Wählen gehen!

Der Schlitz der Urne wird erst am 18. Februar zugeklebt - so lange kann gewählt werden. In 15 Kategorien stehen je 5 Weblogs zur Wahl in der St. Blog's Parish.

Den Gewinnern droht kein Sibley- es blinkt uns dann höchstens ein Banner entgegen.
Hypnotisierend

Wer sich lieber unter Hypnose entspannen möchte - wohlan: Klick die Kröte. (Beim Curt Jester gefunden.)
Stundengebet

In St. Ottilien simultan mitbeten. Texte und Noten gibt es ebenfalls online dazu. (Danke, friend Veritas)
Tritt in den spirituellen Bauch des Wals

Wenn Zumutungen zur Normalität des Christseins gehören, dann regt sich keiner mehr über Seiten wie die www.webandacht.de auf, auch wenn sie von EKD und EKIR (Evangelische Kirche im Rheinland) getragen werden - nur ganz Hartnäckige wie Andreas Mertin in seinem Beitrag Virtueller Kirchenbau zur heiligen Einfalt. Gimmicks oder: Die populäre Anästhetik des Religiösen, erschienen in Ta Katoptrizomena: Magazin für Theologie und Ästhetik.

(Die Katoptrizomena haben immerhin in jeder Ausgabe eine Rubrik Weblog - warum machen sie's nicht richtig und bloggen kontinuierlich?)
Die Toleranz der Runkelrüben

"Man sollte erst dann schreiben, ja sogar sprechen, wenn man der Meinung ist, daß man recht hat und der andere unrecht - ansonsten sinkt man nach und nach zurück in die Unentschiedenheit der streunenden Tiere und die Bewußtlosigkeit der Gräser. Bäume haben keine Dogmen. Nur Rüben sind extrem weitherzig." (Gilbert Keith Chesterton: Ketzer)
Gute Ökumenische Praxis

Die Basis ist ja schon viel weiter, den unteren Beamten ist schönes Wetter vor Ort lieber als die klare, kalte Luft der Wahrheit, und die Richtung der Ökumene ist eh unumkehrbar. Nur noch renitente Greise wie Leo Kardinal Scheffczyk sperren sich. Zum Glück ist er aus der Gemeinschaft der Deutsch-Christen längst verstoßen.

Für alle ebenfalls Exkommunizierten ist der Artikel des Kardinals in der Tagespost lesenswert: Emotionen, Gags und fromme Affekte.

(Wie meinte eine mit missio canonica versehene Religionslehrerin zu mir, als sie von der Kardinalserhebung Leo Scheffczykshörte? "Kenn ich nicht, von dem habe ich im Studium nie gehört, und wenn der Papst den erhebt - naja, dann lohnt es sich auch nicht, den zu kennen.")

3. Februar 2004

Ein Hoffnungsträger 10 Jahre später

Es wäre zu billig, den Wandel des Jean-Bertrand Aristide, Priester a.D., Befreiungstheologe h.c., Präsident v.D. und einer der Helden der 90er Jahre, vom Paulus zum Saulus unseren fortschrittlichen Freunden als Symptom von Blindheit auf dem linken Auge vorzuhalten. Und deshalb wollen wir das hier auch nicht tun, sondern nur einfach erinnern, daß Aristide 1993 mit dem alternativen (what ever this may be...) Aachener Friedenspreis geehrt wurde und die Theologie-Giganten Hans Küng und Leonardo Boff zwei seiner Bücher mit einem Vorwort bereicherten.

Publik-Forum gibt dem haitianischen Soziologen und Theologen Laennec Hurbon Raum für einen Aristide-kritischen Artikel.

Armes Haiti.
Unpraktizierte Staatsreligion

930.000 britische Muslime gehen wenigstens einmal wöchentlich zur Moschee, während einen wöchentlichen Kirchgang nur 916.000 Anglikaner schaffen. (Siehe Gerard Serafins Blog)

In meiner Schulzeit diskutierten wir im Religionsunterricht heftig, was ein praktizierender Christ sei. Der Besuch der Sonntagsmesse war für die meisten Mitschüler und einige Reli-Lehrer kein Kriterium. Muslime haben da scheint's immer noch ein anderes Verständnis - ein "prämodernes", noch nicht individualisiertes?

Ach ja: Von den 9 Millionen Katholiken gehen anderthalb Millionen Sonntags in die Kirche.
Was ein Papst zu tun hat

Papst-Biograph George Weigel sieht in der Washington Post drei Themen, die die Papstwähler des nächsten, unvermeidlichen Konklaves beschäftigen dürften:
  • der Zusammenbruch des Katholizismus in Europa - sogar ein so europäischer Papst wie Johannes Paul II. scheiterte, den bestehenden Strukturen neues Leben einzuhauchen
  • der radikalisierte Islam - wie kann es gelingen, mit denjenigen Muslim-Führern in einen Dialog zu kommen, die für religiöse Toleranz oder gar eine pluralistische Gesellschaft offen sind?
  • die Neudefinition des Menschen und dessen, was in der Folge der Genom-Revolution mit ihm machbar ist.

Ganz ähnlich argumentiert R. Scott Appleby in Foreign Policy, wenn er eine Stellenbeschreibung für den nächsten Papst verfasst. (via Amy Welborns Blog open book)
Kein Film wie jeder andere

Auch Paul Badde von der Welt ist von Mel Gibsons Passion - mehr als angetan. (Begeistert ist wohl nicht das richtige Wort.) Sein Bericht über eine Aufführung, zu der er letzthin eingeladen war, heute in der Welt: Jesus. Der Film (Registrierung nötig.)
Reisekarte




Wo's rot ist, war ich schon mal. (Tja: Nördliche Hemisphäre - was soll man von einem White Male Conservative German Catholic auch schon anderes erwarten?)

(Der Weg zu world66 und zur Visited Countries Map)
Google-Mining

Als kleine Ergänzung zu Retos Fund des maschinenübersetzten Römischen Katholizismus:

Googlism sagt uns, was Google über alles mögliche denkt, z.B. über die Römisch-Katholische Kirche ("roman catholic church is certainly a force to be reckoned with") oder über scipio ("scipio is many things") oder ...

1. Februar 2004

Fastnachtspredigt

Selten dämlich, aber ohne Scheu im Netz der Netze - das einzige Gedicht der Welt, in dem das Wort "Fußwaschwassereimer" vorkommt:

"Und Jesus sagt: 'Mit andrem Wein will ich euch laben',
und er will die Fußwaschwassereimer haben.
Nicht nur weiteren Wein will er den Leuten geben,
Sondern er will mit Freude erfüllen das ganze Leben."

So was müsste doch zur automatischen Exkommunikation führen, oder?
Wider den tierischen Unfug ...

.. kämpft Eduard Nagel vom Deutschen Liturgischen Institut.

Ich für meinen Teil unterstütze ihn dabei, denke aber bei mir, daß die Fasenachtsgottesdienste zu den vielen kleinen "Teufelchen" gehören, die im Rahmen des großen Fensteraufreißens eine Heimat in der Kirche gefunden haben. Der große Beelzebub des toten Rituals wurde vertrieben und (mindestens) sieben andere Exemplare der gleichen Gattung besetzten das Vakuum.

Aber was soll's - nun müssen wir alle den vielen besorgten Müttern, menschenfreundlichen Priestern und fröhlichen Hauptamtlichen klar machen, daß 1. Knüttelverse eine hohle Predigt nicht besser machen, eine gute Predigt aber verderben können, und daß 2. Christen ihre eigentliche Identität nicht mehr suchen (und daher die vielen Masken und Larven sich testweise ein paar Tage überziehen), sondern in JC gefunden haben (und daher die Albe, das weiß-strahlende Kleid der Taufe und des himmlischen Sions, unsere Berufskleidung sein sollte).
Bibliothek der Kirchenväter

Endlich gibt es eine größere Anzahl von Kirchenväter-Schriften an einer Stelle im Netz in einer deutschen Übersetzung - dank Gregor Emmenegger von der Universität Fribourg. (via St. Josef-Newsletter)