11. Dezember 2004

Die letzte Vision

Peter Seewald in Chrismon und kath.net:

"In unseren Tagen erwarten wir von den Hirten der Kirche zu Recht unübersehbare Zeichen, die der Geschichtlichkeit der Stunde entsprechen. Eine Art Perestroika des Christentums. Schließlich ist mit der Sache Jesu die letzte Vision verbunden, die uns noch geblieben ist. Die Frage ist ja gar nicht: Hat das Christentum noch eine Chance in dieser Gesellschaft? Die Frage ist in Wahrheit: Hat die Gesellschaft noch eine Chance ohne das Christentum? Das Ding ist nur: Wir haben aus dem Evangelium eine Veranstaltung gemacht, die sich mit allem anfreundet, was das Leben irgendwie bequemer macht. Es ist ein Wir-tun-nur-noch-so-als-ob-Christentum. (...)

Es gibt einen Traum: Könnte man nicht auch, um ein Wort Willy Brandts zu nutzen, wieder mehr Glauben wagen? Wieder damit beginnen, zusammenzufügen, was zusammen gehört? Glauben und Leben. Gott und die Welt. Die Botschaft des Evangeliums neu zu entdecken. Als Hilfe zur Selbsthilfe. Seine unendliche Kraft. Seine unendliche Weisheit. Seine unendliche Barmherzigkeit. "Rufe mich, und ich werde dir antworten", heißt es im Buch der Bücher. Dann könnte sich auch herumsprechen, dass wir längst nicht mehr nur in der Zeit nach Christus leben, sondern bereits wieder, mehr und mehr, in der Zeit vor ihm. Und wer weiß, möglicherweise bekommen wir dann nach den ideologischen Verkrampfungen des letzen Jahrhunderts endlich wieder einen klareren Blick auf die ganze Größe des Mysteriums Jesu. Mehr erschrecken als über die uns so plagenden Zweifel könnten wir dann freilich über die Feststellung: Ja, es stimmt. Alles ist wahr. "

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