7. Dezember 2004

Basteln am Märtyrermythos

Si TAZuisses, Hasenhüttl, non ridiculus fuisses.(Auf deutsch: Hättste bloß den Mund gehalten, Gotthold, wärest Du nicht lächerlich geworden.)

Wer Bücher mit Titeln wie "Formen kirchlicher Ketzerbewältigung" oder "Freiheit in Fesseln" schreibt - muß der sich nicht ganz tief innen danach sehnen, ernst genommen zu werden? Will der nicht auch selber einmal als gefesselter Ketzer am katholischen Pranger stehen? Wo keiner mehr den Scheiterhaufen schichtet, bleibt unserem Helden nur noch das Beinahe-Martyrium: die Flucht in die kritische Öffentlichkeit.

Doch "mein Gerechter" wird noch mehr leiden müssen, unweigerlich: Die letzte und höchste Stufe des Martyriums besteht im Vergessenwerden, im Verschwinden aus ebendieser Öffentlichkeit. Auch die TAZ wird ihn verlassen, und "Wir-sind-auch-noch-irgendwie-Kirche" findet bald andere Gallionsfiguren. Die Auslöschung des Ketzers durch Verschweigen - bald, allzu bald wird ihn dies Schicksal treffen, fürchte ich. Und wir alle werden gähnen, wenn wir seinen Namen hören: "Gotthold Nathan Ambrosius Hasenhüttl".

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