12. November 2002

Schlimmer konnte es nicht kommen: Unbeliebter als die Telekom sind die Kirchen in Deutschland... Nun machen sich wahrscheinlich bezahlte Kommissionen und Unterkommissionen daran, die Kirchen wieder beliebter zu machen. Und das dürfte bedeuten: noch ununterscheidbarer.

Konkret kleidet sich diese Tendenz z.B. in netten Worten wie im folgenden Bericht aus meiner Heimatgemeinde:
"Bevor [der übrigens gut katholische!] 1. Bürgermeister N.N. das Wort an die Pfarrer A., B. und C. zum geistlichen Impuls erteilte, gab er seiner Überzeugung Ausdruck, dass Kirche und Staat in der staatlichen Ordnung der Bundesrepublik Deutschland zwei eigenständige Bereiche seien, die aber zusammen und in gegenseitiger Ergänzung unsere Gesellschaft ausmachten. Sowohl dem Staat wie auch der Kirche liege das Wohl der Menschen am Herzen und die Erreichung dieses Ziels erfordere eine vielfältige Zusammenarbeit. Die Vertreter des Marktes G. demonstrierten diese Verbindung mit der Kirche unter anderem durch die Teilnahme an kirchlichen Veranstaltungen. 1. Bürgermeister N.N. gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass die Vertreter der Kirchen seine Einladung angenommen hätten, durch ihren Besuch die Verbundenheit mit der politischen Gemeinde bekundeten und dem Marktgemeinderat einige Gedanken für die Arbeit mit auf den Weg gäben." Daraufhin luden die drei Pfarrer die Gemeinderäte ein, "der Stadt Bestes zu suchen". Und das wollen wir doch alle, oder? Was gibt es an dieser wechselseitig ausgestreckten Hand auszusetzen?
Alle arbeiten fruchtbar miteinander, bauen Kindergärten, organisieren und finanzieren Sozialstationen, erziehen die Kinder zu braven, aufgeklärten, modernen und aufgeschlossenen Bürgern - und machen das Salz fade. Verlierer ist die Kirche, denn sie darf nurmehr innerhalb der Grenzen des gesellschaftlichen guten Geschmacks agieren. Jedwede Auffälligkeit wird vermieden, Forderungen im Sinne des "Kehrt um" Jesu und des "Zieht an den neuen Menschen" des Paulus leise, ganz leise und gut verpackt geflüstert. Sünder und Heilige - keine von beiden Gruppen gibt es mehr. Weíße und schwarze Katzen - im politisch korrekten Zwielicht sind sie alle grau. Hier müsste man Leon Bloy und seine Auslegung der Gemeinplätze zitieren. Mache ich vielleicht später.

Dazu passend der neue Artikel von Mary Ann Glendon in First Things: The Hour of the Laity. Die historische und aktuelle Situation in den USA mag eine andere sein, die Diagnose stimmt auch bei uns. (Mehr von Mary Ann Glendon bei Kath.Net)

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