11. November 2002

Sanctus Simplicius, ora pro nobis.
Auch wenn ich bisher kaum aktuelle Kommentare abgegeben habe, muss dieser doch sein: Martin Schwab vom Würzburger Katholischen Sonntagsblatt kommentiert die Revision der Skandallösungsbeschlüsse der amerikanischen Bischöfe ganz schnell einmal mit den Sätzen: "Voraussichtlich werden die Bischöfe in manchen Punkten die sehr strengen und weitgehenden Regelungen („Null-Toleranz-Politik“) präzisieren und sicher auch manche Punkte entschärfen. Doch es bleibt zu hoffen, dass sie ihre klare Linie nicht aufweichen (...) Eine gemischte Kommission aus Vertretern des Vatikans und der US-Bischofskonferenz verfasste vergangene Woche Empfehlungen zur Überarbeitung. Ein interessantes Detail am Rande: Die vier US-Bischöfe der Kommission waren als Kritiker einer allzu strengen Linie bekannt. (...) Die Beschlüsse setzen Signale weit über den Kontinent hinaus. Schließlich ist die katholische Kirche mit dem Missbrauchs-skandal auf der ganzen Welt konfrontiert. Mit der Entscheidung in Washington steht ein großes Stück kirchlicher Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Hoffen wir, dass es den Bischöfen gelingt, eine kluge Entscheidung zu treffen."

Das hoffen wir alle. Ich hoffe zusätzlich auch noch, daß katholische Multiplikatoren wie Martin Schwab die weitergehende Diskussion in den U.S. of A. nicht nur vielleicht heimlich und still zur Kenntnis nehmen, sondern daraus auch lernen, daß a) Zero-Tolerance kein Terminus technicus der Kirchenrechts ist, b) daß Opferverbände und Medien nicht das Maß für kirchliches und christliches Handeln setzen und daß c) Ursachenforschung angebracht ist.

Meine Lektüretipps: Kenneth D. Whitehead: Episcopal Oversights: The crisis in the Catholic Church extends far beyond sex scandals im ökumenischen Magazin Touchstone und die fortlaufende Chronik von Richard John Neuhaus in First Things, z.B. Seeking a better way oder die drei Teile von Scandal Time.

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