Wieder einige treffende Ermahnungen des père de Lubac sj, genug, um sich's notfalls mit allen Seiten zu verderben: das "eigene Ich als die inkarnierte Norm aller Orthodoxie"; das geringste "Schisma der Liebe", das es zu vermeiden gilt; wenn überhaupt Polemik, dann keinesfalls eine solche, die verbittert.
"Selbst wenn die Unterschiede zu ernsthaften Meinungsverschiedenheiten führen, ist er noch nicht gleich beunruhigt, solange die Kirche keinen Einspruch erhebt. Ein bißchen Nachdenken zeigt ihm, 'daß es in der Kirche immer dergleichen gab und auch geben wird; würden die Spannungen aufhören, wäre alles geistliche und geistige Leben in ihr erstorben'. Statt aus der Haut zu fahren, bemüht er sich lieber um Eintracht und sucht (was schwer ist), für sich selbst eine Gesinnung zu bewahren, die mehr Raum hat als nur für seine persönlichen Ansichten. Er übt sich im Gebrauch 'jener Freiheit, durch die wir auch die Schranken übersteigen, die uns als Einzelne unerbittlich einfordern', die Freiheit, die 'eine geheimnisvolle, irenische [versöhnliche; scipio] und beschwingte Art, hat, unsere Differenzen durch Aufhebung zu versöhnen'. Wenn sogar tief gegensätzliche Geister daran nicht verzweifeln dürfen, wie sollte er die Hoffnung nicht hegen, es mit seinen Brüdern im Glauben fertigzubringen? Damit ist er auch gegen die abscheuliche Selbstherrlichkeit gefeit, sein eigenes Ich als die inkarnierte Norm aller Orthodoxie zu betrachten. Über alles stellt er 'das unzerreißbare Band des katholischen Friedens' und wäre unglücklich, wenn er durch das geringste 'Schisma der Liebe' den nahtlosen Rock zerrisse. Wenn er Polemik nicht vermeiden kann, so will er sich davon wenigstens nicht verbittern lassen; die Machenschaften derer, die Paulus 'falsche Brüder' nennt, sind ihm deshalb kein Anlaß, nach denselben Waffen zu greifen. Weiß er doch, daß die 'Weisheit von oben lauter, friedlich, maßvoll, versöhnlich' ist, daß die Liebe 'ohne Falsch' sein muß und 'die Fruch der Gerechtigkeit im Frieden ausgesät' wird. Sein ganzes Benehmen macht deutlich, daß der Geist der Kraft, den er erhalten hat, auch 'ein Geist der Liebe und der Nüchternheit' ist. Ein wenig Erfahrung schon kann ihn belehren, daß auf Menschen kein Verlaß ist; aber die schmerzlichen Erlebnisse, durch die Jahre sich häufend, lassen seine Freude nicht welken; denn Gott selber erhält sie jung, und seine Anhänglichkeit an die Kirche kann davon nur geläutert werden." (Die Kirche.- Einsiedeln: Johannes, 1968, S, 227 - 229)
Zum vorigen Abschnitt hier.
13. März 2011
In der Kirche leben (9)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen