... mit einem kleinen Exkurs nach Halloween, mit P. Jim Martin sj (in einem schönen amerikanischen Englisch und sympathischem Lächeln):
31. Oktober 2009
Schnellkurs "Bekannte und unbekannte Heilige"
Friedensnobelpreisträger bei der Arbeit
An eine revolutionäre Initiative wagt sich derzeit Präsident Obama.
Näheres bei ONN:
Obama To Enter Diplomatic Talks With Raging Wildfire
Warum auch nicht mit einer Urgeißel der Menschheit in einen produktiven, konstruktiven, positiven Dialog eintreten? Einen Versuch ist es wohl wert.
Verschiebung
In 40 Jahren wird China das Land mit den meisten Christen sein. Und mit den meisten Muslimen.
Das sagte Kardinal Pell (Sydney) vor dem 4. Weltweiten Pastoral- und Evangelisierungskongress von Überseechinesen (WOCPEC) in Sydney.
Katholische Schriftsteller, nicht bei der Arbeit - Folge 2
Ruhiger als Georges Bernanos ließ es ingesamt Walker Percy angehen - auch wenn er wie Bernanos seinen Anteil an Verzweiflung und Depression zu tragen hatte.
Das Foto zeigt ihn auf einer Schaukel, vielleicht auf dem Backporch seines eigenen Hauses in Covington, LA, vielleicht auch woanders. Vor ihm steht wahrscheinlich ein Schluck Wild Turkey oder ein Mint Julep. Gearbeitet wird morgen wieder...
Katholische Schriftsteller, nicht bei der Arbeit - Folge 1
Als ich letzthin auf dem Buch von Sébastien Lapaque: "Georges Bernanos encore une fois" ("Noch einmal Georges Bernanos") das coole Foto des Autors der "Sonne Satans" sah, mußte ich es unbedingt haben.
Es zeigt M. Bernanos auf seinem geliebten Motorrad im Jahr 1933, offensichtlich kurz vor seinem Unfall, der ihm ein Bein zerschmetterte und ihn für den Rest des Lebens zum Krüppel machte.
28. Oktober 2009
Regenprophet
Statue von Sören Kierkegaard an der "Marmorkirche" in Kopenhagen
Kierkegaards Grab auf dem Assistens Friedhof
"Es gibt einen Vogel, der Regenprophet heißt, und so bin ich; wenn in der Generation ein Ungewitter sich zusammenzuziehen beginnt, zeigen sich solche Individualitäten, wie ich bin." (Aus dem Tagebuch)
Passenderweise hat es bei meinem heutigen Besuch in Kopenhagen-Nørrebro geregnet. Kierkegaard im strahlenden Sonnenschein - das wäre wie Bischöfin Käßmann beim Zelebrieren der Messe in der außerordentlichen Form...
Die Frischgewählte
Der neuen Ratsvorsitzenden der EKD wünschen wir an dieser Stelle und von ganzem ehrlichen Herzen GOttes Segen - bei aller Skepsis, die wir Margot Käßmann gegenüber immer an den Tag gelegt haben.
Unvermeidlich fühlen wir uns in beidem - dem Segenswunsch und der Skepsis - durch das "Medienecho" bestätigt, das durch den Zeitungswald hallt. Zum Beispiel durch die FAZ, wo der F.W. Graf-Schüler Reinhard Bingener Formulierungen einsetzt, die in evangeliumsgeschulten Ohren eher die Alarmglöckchen klingeln lassen:
"... die 51 Jahre alte Bischöfin ist mehr eine öffentlich Fromme, eine exemplarisch Religiöse ... Ihr Aufstieg in der kirchlichen Hierarchie ist das Ergebnis von Ehrgeiz, Machtinstinkt und großem Fleiß."
Wer mag, kann in der Bibel auf die Suche nach den entsprechenden Kontraststellen gehen.
Beruhigend für uns Katholiken ist, daß sich der HErr auch in der Evangelischen Kirche Deutschlands sehr menschlicher Werkzeuge bedient. Wäre ja auch zu ärgerlich, wenn es dort zuhauf telegene Heilige gäbe und GOtt dort auf geraden Zeilen gerade schriebe...
27. Oktober 2009
In memoriam Dylan Thomas
Dylan Thomas würde heute seinen 95. Geburtstag feiern. Zum Gedächtnis an den großen Dichter ist hier via youtube seine Stimme zu hören, mit dem Gedicht "In my craft or sullen art", in dem er uns sagt, für wen er arbeitet und in Wehen liegt: für die Liebenden mit all ihrer Trauer:
26. Oktober 2009
Orientierungslos
Die Überschrift im Tagesanzeiger war wohl unvermeidlich: "Jesuiten verlieren die 'Orientierung'".
Die "Orientierung", eine Zeitschrift der Schweizer Jesuiten, befasste sich nach ihrer Gründung 1937 "mit der Gottlosenbewegung, mit dem Marxismus, Nationalsozialismus und dem Sektenwesen", wurde zum Sprachrohr des "reformorientierten Katholizismus", kommentierte prominent das Konzil, unterstützte später heftig die Befreiungstheologie und veranstaltete - laut Michael Meier - den schlechthinnigen Event der helvetischen Kirche:
"An der ultimativen Party im Schweizer Kirchenjahr gaben sich jeweils hundert Journalisten und kirchliche Meinungsmacher ein Stelldichein bei Wurst und Brot."
Geholfen hat das alles nichts - es ist halt so eine Sache mit dem Fortschritt, dem windigen Bräutigam, der sich bekanntlich gerne anderen Liebschaften an die Brust wirft.
24. Oktober 2009
Anglikanisches
Aus "Roamin' Anglicans" können jetzt "Roman Catholics" werden, was eine gute Sache ist. Dahinter steht freilich eine Krise, die damit nicht endet, höchstens kurzzeitig entschärft wird: die Krise der Anglikanischen Kirche und der Anglican Communion.
Der Erzbischof von Canterbury ist nicht um seinen Job zu beneiden und braucht auch katholisches Gebet.
Ob die Ökumene zwischen Canterbury und Rom jetzt schwerer wird? Manche Beobachter meinen ja, der Papst ließe die Panzer auf dem cantuarischen Rasen auffahren. Die beiden Erzbischöfe, Rowan Williams hier und Vincent Nichols hier, waren jedenfalls sehr bemüht, diesen Eindruck zu vermeiden.
Eine Rundumbetrachtung der Auswirkungen der Apostolischen Konstitution, die Anglikanern nicht nur als Einzelnen, sondern als Gemeinschaft(en) die Gemeinschaft mit Rom und den katholischen Bischöfen weltweit ermöglichen wird, stellt Damian Thompson im Telegraph an. Sehr lesenswert!
Die hl. Therese von Lisieux war am ganzen Geschehen auch nicht unbeteiligt, wie man hier nachlesen kann.
Gespannt darf man auch sein, was aus dem päpstlichen Staatsbesuch in England im nächsten Jahr wird - umso mehr wo das Gerücht geht, daß nicht das Staatsoberhaupt (und gleichzeitige Oberhaupt der Church of England) den Papst eingeladen hat, sondern PM Gordon Brown, der bis dahin vermutlich nicht mehr im Amt sein wird.
Überhaupt hat es der Papst mit seinem Entgegenkommen nur wenigen recht gemacht. Besonders nicht der, nennen wir sie heute bewußt so: "Journaille": "Bald verheiratete Priester unter dem Dach Roms?" schrieb meine Lokalzeitung, als ob das die ersten wären!! Und logisch musste dann natürlich von "abtrünnigen Anglikanern" die Rede sein, Verrätern quasi an der antirömischen Sache...
"Anglikaner sollen nach dem Papsterlass ihre Eigenheiten wie spirituelle und liturgische Traditionen innerhalb der katholischen Kirche beibehalten können", schreibt ex-Radio Vatican-Redakteurin Bettina Gabbe im epd, um fortzufahren: "Indem der Erlass die Aufnahme von Gläubigen anderer Konfessionen unter Beibehaltung ihrer Eigenheiten erleichtert, wirkt er vor dem Papstbesuch in Großbritannien ... wie eine neue Hürde für die Ökumene." So kann man alles drehen, wie man will: Benedikt, der Papst überhaupt und der Vatikan sind und bleiben Todfeinde der Ökumene - egal ob sie auf einem Catholicismus romanissimus bestehen oder ob sie die "Eigenheiten" als Bereicherung der Una Sancta anerkennen.
Magendrückendes
Die Details haben hier nichts zu suchen, wohl aber die Schlußfolgerung:
Die Vergreisung des Vaterlandes bereitet mir schweres Unbehagen, wenn ich die gelebte Alterssturheit in ihren (spezifisch deutschen?) Ausprägungen um mich herum betrachte, als da wären Intoleranz und die stete, wachsame und wehrhafte Bereitwilligkeit, Mitmenschen zu korrektem Verhalten zu erziehen.
Zeit für das Richtige
"Es ist nie zu spät, das Richtige zu tun." - Was da auf der Plakatwand fast wie die Bekehrungsaufforderung für eine alternde Bevölkerung aussah, entpuppte sich bei näherem Heranfahren doch nur als Werbung für Aronal und Elmex, frei nach dem Motto "Hope I die 'fore my teeth get old".
In der hora mortis werden die meisten von uns dann doch andere Prioritäten haben. Es gibt ein Leben nach dem letzten Zähneputzen. Zum Glück, wenn wir bis dahin das Richtige getan haben.
22. Oktober 2009
Existenzialismuswoche
Daß es hier wieder einmal ruhig zugeht, hat mit den Ausflügen zu tun, die ich momentan absolviere: Hatte ich gestern das Vergnügen, in Sartres Lieblingsbrasserie zu speisen, geht es demnächst ans Grab des großen Dänen.
Ich bitte daher um Nachsicht.
Geburt des Wiki aus dem Geiste der Romantischen Philosophie
"Vielleicht würde eine ganz neue Epoche der Wissenschaften und Künste beginnen, wenn die Symphilosophie und Sympoesie so allgemein und so innig würde, daß es nichts Seltnes mehr wäre, wenn mehrere sich gegenseitig ergänzende Naturen gemeinschaftliche Werke bildeten."
(Friedrich Schlegel: Athenäum-Fragment 125)
18. Oktober 2009
Unter diesem Hut steckt ein religiöser Kopf
Das ideale Abschieds-, Weihnachts- oder Jubiläumsgeschenk für eine gewisse Sorte humorloser Kleriker bietet der St. Benno-Verlag an: Sammlung Philippi: Kopfbedeckungen in Glaube, Religion und Spiritualität. 4 kg Papier mit 672 Seiten und 1.000+ Farbbildern für 79 €.
Kultbuch und Deal des Jahres zugleich. Und wie gesagt: das ideale Geschenk.
(Danke, Alipius!)
Schnaps und Gotteswort
Dr. Ralph Stanley in seiner kürzlich erschienenen Autobiographie (laut WSJ):
"Now some might say the gospel and liquor don't go together, but they can work fine if you know the proper amounts.
Jetzt sagen ja manche, daß Evangelium und Schnaps nicht zusammenpassen, aber das kann funktionieren, wenn man die passende Menge kennt."
17. Oktober 2009
Heute vor 195 Jahren ...
... am 17. Oktober 1814 in der Tottenham Court Road: The London Beer Flood mit mehr als einer Million Liter Bier und neun Toten.
(via Garrison Keilors Writer's Almanach)
Evolution
"Homo sum; nihil humanum a me alienum puto. - Ein Mensch bin ich; nichts Menschliches ist mir fremd." (Terenz)
"Alles Absurde - Unaufgeklärte, Infantile, Hinterwäldlerische, Reaktionäre - ist mir fremd." (Hans Küng)
Da kann ich nur gespannt sein, wie die Evolution des homo sapiens sapiens weiterläuft.
13. Oktober 2009
Das Lied zum Ganz-authentisch-ich-selber-sein-dürfen
Gonzo beeindruckt mindestens so sehr wie Buck Owens und Ringo Starr, wenn er sich ganz normal benimmt.
Und hält uns allen einen sehr lebendigen Spiegel vor:
"Well I hope you come and see me in the movies.
Then I’ll know that you will plainly see
The biggest fool that ever hit the big time,
And all I gotta do is act naturally."
Und ein Schelm sei, wer an ganz bestimmte Personen, aber nicht an sich denkt.
Deutsch, wie es in Hannover geschrieben wird
Zum Diskussionspapier von OKR Gundlach wollte ich - diesmal von Rücksichtnahme auf den ökumenischen Partner und von Zeitmangel beeinflusst - nichts sagen. Und wieso sollte man sich auch zu einem Werkzeug in einem Spiel machen lassen, mit dem man nichts zu tun hat und zu tun haben will?
Aber von Alexander Kisslers Betrachtung über die Kanzlerin im Schützengraben sensibilisiert, fielen mir die wunderschönen Partizipkonstruktionen von der "vorläufig noch in der Minderheit seiende[n] Richtung" und der "gegenwärtig wohl noch die Mehrheit habende[n] Richtung" so balkenmäßig ins Auge, daß ich sie doch nicht unerwähnt lassen will.
Ist die Bibel am Lehrermangel schuld?
12. Oktober 2009
Unser Glaube
"Unser Glaube ist letztlich weder eine Weltanschauung noch eine Moral noch eine sterile Sammlung von Lehrsätzen und Geboten. Er ist vielmehr eine ganz persönliche Vertrauensbeziehung zu Jesus Christus, eine Beziehung, in der es um Licht und Leben geht, um Feuer und Salz, um Wahrheit in Freude und Fülle, um Starkmut und Treue im Leiden, um Freundschaft und Liebe zu Gott und den Menschen."
(Isa Vermehren rscj)
11. Oktober 2009
Kinderbilder
In "Lens", dem Fotografie- und Fotojournalismus-Blog der New York Times:
Behind the Scenes: Picturing Fetal Remains.
(via Insight Scoop)
Der Vatikan auf der Buchmesse
Aus den Meldungen der Vatikanischen Verlagsbuchhandlung auf den eigenen Seiten und bei Zenit wird man zwar nicht so ganz schlau, aber es steht mindestens fest, daß Her Master's Voice auf der Buchmesse vertreten sein wird: in Halle 5.1, Stand B 943.
Am Freitag, 16. Oktober, um 17.30 Uhr, soll bei einem "Forum Dialog" in Halle 6.1, E 193 der erste Band der deutschsprachigen Gesamtausgabe der Werke Benedikts XVI. vorgestellt werden. Ob die Veranstaltung öffentlich ist, geht aus der Ankündigung nicht hervor. Und Tag und Zeit habe ich selber zusammengebracht, weil jede meiner beiden Quellen unvollständig war.
9. Oktober 2009
Die Wahrheit über den Friedensnobelpreis
"Nobel goes to Sleeping Obama" :
"A sleeping President Obama was awakened just before 6am by a presidential aide who informed him that he had just won the Nobel Peace Prize.
Unofficial sources say that the initial response was, "for what?" and the aide had no immediate answer..."
(via Video meliora, proboque...)
Die Web-zwei-null-Kirche glüht vor
Wenn jemand im Jahr 2009 eine "Internetoffensive" ankündigt, ist derjenige schon im Web-2.0-Paradigma angekommen? Oder doch noch gründlich in 1.X-Modellen gefangen?
Ich glaube, liebe Kirche, wenn Du mit so viel Aufwand hinter verschlossenen Türen mit "rund 80 Medienbeauftragte[n] , Portalbetreiber[n], Journalisten, Experten, PR-Spezialisten und Seelsorger[n]" debattierst, und dazu vor allem Fragen nach der Organisationsstruktur" (Quelle), dann willst Du eigentlich diese Offensive auch gar nicht.
Himmelherrgott, ruft es in mir, macht doch einfach.
Sonst zitierst Du doch liebend gern den Kurt Marti und sein "Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte usw. usw.". Jetzt seid Ihr schon jahrelang im Rhodos des 21. Jahrhunderts, könntet zeigen, was Ihr könnt und wollt - und nix iss, gar nix.
Oder funktioniert Kirche 44 Jahre post concilium immer noch im Top Down-Ansatz? Braucht Ihr eine schriftliche Arbeitsanweisung? Geht es erst, wenn die Rundfunk- und Medienbeauftragten aller deutschen Diözesen einvernehmlich den Ausbau von katholisch.de abgeschlossen haben?
Aufmerksamkeit (in der Webwährung "Sekunden Lebenszeit") bekommst Du, meine Kirche, nicht mit einem perfekten Webauftritt, sondern nur, wenn Du was zu sagen hast. Und es auch sagst. Und zwar so: interessant, anspruchsvoll, kurzweilig, einfallsreich, überraschend, überzeugt, exponiert. Und wenn nicht "die Kirche" spricht, sondern die einzelnen in ihr.
Sonst bist Du doch auch eher am Zweifeln, ob Dir, "der Kirche" überhaupt eine Realität entspricht oder ob es sich nicht eher um einen Sammelbegriff für eine Gruppe von Gemeinden oder vieler einzelner Glaubender handelt. Du forderst sonst Aktivität, Wagemut, den mündigen Einzelnen, ob mit oder ohne Amt. Und jetzt, da plötzlich: keine Rede mehr von all dem. Jetzt heißt es schön: Die Kirche dies, die Kirche das.
So wird das nichts. Und falls doch, dann höchstens eine Ängstlichkeits- oder Peinlichkeitsoffensive.
Vorschläge für ein erfülltes Wochenende
Das Wochenende wird hier ruhig werden.
Wer mag, kann derweil der deutschen Literaturnobelpreisträgerin von 1966 zuhören, wie sie drei ihrer Gedichte liest, sich je nach Stimmung über den deutschen Literaturnobelpreisträger von 1999 amüsieren oder aufregen, mit uns über den Oberkirchenrat Thies Grundlach schweigen oder sich seine Antwort auf die Frage überlegen, die diese Herrn hier stellen:
8. Oktober 2009
Kreuz
Aus der gleichen Quelle: der Hinweis auf eine sehr schöne Fotoausstellung von Craig Alan Huber, die bis zum 13.11. in Redmond, WA, und parallel / ausschnittsweise auch im Netz läuft:
Elemental Cross.
Was ist Kirche?
Image Update stellt einen Gedichtband von Daniel Donaghy vor und zitiert:
"Although Donaghy rarely comments directly on his own belief, it is evident in the answer he gives to his young daughter's question “What is church?” and again it seems the address extends to the reader:
church is a building,
or a service,
or a group of Christians.
It's also something
you can give, so I'll give it here:
a blessing to a young woman
at the start of something or,
like you, the start of everything."
Die zweite gute Nachricht des Tages
- nach der aus Stockholm natürlich:
Nicht nur "der Sommer war sehr groß" (RMR), sondern alles andere hat auch gestimmt, sodaß wir wieder auf einen großen Jahrgang hoffen dürfen.
Nobelpreisträger
"Herta wer?" habe ich nicht gefragt, als ich vom 2009er Literaturnobelpreis hörte, aber ein Buch von Herta Müller gelesen? Nein, das habe ich nicht. Aber das war bei Grass damals nicht anders, und ist so geblieben. Bis heute.
Auf einer rumänischen Seite habe ich Herta Müller ein paar Sätze auf rumänisch sprechen hören (ohne daß ich etwas verstanden hätte), und muß sagen: In ihrer ruhigen, konzentrierten, nachdenklichen Art klang sie sehr sympathisch. So stelle ich mir ihren Schreibstil vor, so klar, so nachdenklich, so wägend.
Einen deutschen Literaturnobelpreisträger kann man bei der FAZ Gedichte lesen hören: Hermann Hesse und Gottfried Benn machen den Anfang, andere Hörproben aus den kürzlich erwähnten "Lyrikstimmen" werden offensichtlich folgen.
Eine Portion Lincoln am frühen Morgen
Man mag gar nicht glauben, daß sich Abraham Lincoln all die weisen Worte wirklich selber ausgedacht hat, die ihm Volksmund und Tradition in den Mund legen.
Dieses z.B., das uns helfen will, unsere Worte zu wägen:
"Better to keep your mouth closed and be thought a fool than to open it and remove all doubt.
Better den Mund halten und für einen Narren gehalten zu werden als ihn aufzumachen und jeden Zweifel zu zerstreuen." (Quelle)
Natürlich gibt es bessere Begründungen, nicht dauernd die Luft scheppern zu lassen, solche, die in göttlicher Offenbarung oder einer starken Vorstellung von dem gründen, was den "Guten Menschen" ausmacht. Aber wir, wir sind nicht nur so. Manchmal hilft schon eine gute Portion Menschenfurcht, das Rechte zu tun und das Ärgerliche oder Falsche sein zu lassen.
6. Oktober 2009
Ohne Worte
Manchmal bleibt einem nichts als Sprachlosigkeit, hier zum Beispiel.(via Damian Thompson)
Für solche Fälle gibt es Instrumentals, wie dieses von Steve Martin & den Steep Canyon Rangers, gestern abend bei David Letterman (via Bluegrass Blog)
Das Evangelium allen Völkern
Die Trekkies - ich war nie einer davon - mag es interessieren: Klingons for Christ.
(via Father Z.'s WDTPRS)
Entrüstung als Sinnverleih
Theodore Dalrymple in der New English Review:
"... indignation is one of the most rewarding of all emotions, as well as one that automatically gives meaning to life. When one is indignant, one does not wonder what life is for or about, the immensity of the universe does not trouble one, and the profound and unanswerable questions of the metaphysics of morals are held temporarily in abeyance.
Entrüstung ist eine der dankbarsten von allen Emotionen und zugleich eine, die dem Leben automatisch Sinn verleiht. Wer sich entrüstet, fragt sich nicht, wofür und warum er lebt, die Ungeheuerlichkeit des Universums bekümmert ihn nicht, und die tiefen, unbeantwortbaren Fragen der Metaphysik der Moral befinden sich für eine Zeit in der Schwebe."
Jeden Montag: Dr. Kisslers Webtagebuch
Alexander Kissler schreibt schon seit einiger Zeit ein Webtagebuch, für ihn "ein Podium für die schnelle Intervention, den aktuellen Kommentar, die dringende Bemerkung, die nur hier am Platz sind". Daß er jeden Montag einen neuen Text einstellt, wird mir helfen, auch ohne RSS-Feed mitzubekommen, was sich bei ihm tut. (Das aktive Surfen auf Webseiten habe ich mittlerweile weitgehend aufgegeben, aus Mangel an Zeit, aber für den Montag lässt sich ja im Outlook eine Serien-Aufgabe definieren...)
Ein herzliches (und verspätetes) Willkommen an einen der besten und profiliertesten katholischen Journalisten, die wir in Deutschland haben!
"Der unsterbliche Mensch" in Eppelborn
Sehr gerne und mit Freude weise ich auf eine Veranstaltung hin, die am 15. Oktober 2009 im Pfarrsaal Eppelborn stattfindet:
Dr. Alexander Kissler und Pfr. Matthias Marx stellen dort die deutsche Neuausgabe von Gilbert Keith Chestertons "The Everlasting Man" vor: "Der unsterbliche Mensch" ist im April bei Nova et Vetera erschienen, angereichert durch einen Essay von GKC, ein Vorwort von Erzbischof Reinhard Marx und ein Nachwort zur Wirkungsgeschichte des Buches von Pfarrer Marx.
5. Oktober 2009
Wie Er es für richtig hält
Diese Notizen könnten von einem Blogger stammen:
"Also in some meditations today I earnestly asked our Lord to watch over my compositions that they might do me no harm throught the enmity or imprudence of any man or my own; that He would have them as His won and employ or not employ them as He should see fit. And this I believe is heard.
[In einigen der Betrachtungen heute bat ich unseren Herrn ernsthaft, über meine Texte zu wachen, daß sie mir nicht schaden durch die Feindseligkeit oder Unbedachtsamkeit eines Menschen oder meiner selbst; daß Er sie betrachte als Sein eigen und sie gebrauche oder nicht gebrauche, wie Er es für richtig hält. Und das, glaube ich, ist erhört worden.]"
Tun sie aber nicht. Gerard Manley Hopkins hat sie geschrieben, der Jesuit und große Dichter; Ron Hansen hat sie in seinem Hopkins-Roman "Exiles" zitiert.
4. Oktober 2009
Huxelrebe rides again ...
Keine Lesejahre gibt es allem Anschein nach beim Wein, der bei uns zum Erntedankaltar darf: Wie im letzten Jahr steht auch 2009 wieder eine Flasche obskuren 2000er Rheinischen Landweins aus der Huxelrebe zwischen den sonstigen Früchten von Acker, Garten und Weinberg. Ist es die gleiche Flasche wie im letzten Jahr - oder eine zweite Flasche der gleichen Charge? Ist der Wein besonders gut - "Nur das Beste unserm GOtt!" - oder besonders schlecht - "Haben wir nicht noch die Huxelrebe im Keller, du weißt schon, die vom letzten Jahr?"? Ist es kein heimischer Frankenwein, weil GOtt kein Goethe ist, oder weil jemand aus dem Rheinland schmückend und stiftend aktiv war? - So und ähnlich lauten die Fragen der Huxelrebe, und eigentlich will ich die Antwort gar nicht wissen: Denn schließlich soll es ja ruhig auch in der reformierten Liturgie noch ein paar Rätsel geben.
Dichter lesen hören
Wie viel darf ein gutes Gedicht kosten? Sind 11,8 Cent zu viel? Noch dazu, wenn der Dichter selber liest und man ihn wieder und wieder hören kann? Und wenn es nicht einer allein ist, sondern gleich 112? Und insgesamt 420 Gedichte zusammenkommen? Von Namen wie Hofmannsthal, Ringelnatz, Benn, Brecht, Bachmann, Kirsch?
Die Welt berichtet ausführlich über ein Projekt des Hörverlags, das ab 16. Oktober im Handel ist: Lyrikstimmen.
3. Oktober 2009
Networking auf Lateinisch
Das beliebte soziale Netzwerk "Gesichtsbuch" gibt es, wie uns der Schrein des hl. Klappses meldet, nun auch mit einer lateinischen Oberfläche. Kostproben sind ebendort zu sehen.
2. Oktober 2009
Wir möchten lieben!
Manchmal wird Georges Bernanos aktuell, aktueller geht's nicht. Ich wünschte nur, es geschähe nicht in meiner unmittelbaren Umgebung. Je nun, er hat sich seine Enttäuschung damals auch nicht ausgesucht.
Bis ans Ende der Tage werden sich die "biederen Leute", die normalen Gläubigen mit allen ihren Problemen, ihrer Hilflosigkeit und ihrem alltäglichen Scheitern, mit ihrem kleinen Glauben und ihrer nicht tot zu schlagenden Hoffnung auf Trost und Erfüllung an die Kirche und ihr Personal wenden - und werden enttäuscht. Da geht es noch gar nicht um all das, was uns so beschäftigt: Konservativ vs. liberal, alte und neue Liturgie, rechter und falscher Glaube. Da wird im Vorfeld schon Porzellan zerschlagen: Selber schuld, wer nur eine Tasse hatte, die in Scherben ging.
Bernanos sagt das alles viel besser:
"Ich glaube nicht, daß die Kirche sich aus menschlicher Kraft erneuern läßt, jedenfalls nicht in dem Sinne, wie Luther oder Lamennais es verstanden. Ich will gar nicht, daß sie vollkommen ist, denn sie ist ja lebendig. Gleich den bescheidensten, den hilflosesten ihrer Söhne hinkt sie mühsam von dieser Welt in die andere Welt; sie begeht Fehler, sie sühnt sie, und wer einmal einen Augenblick lang die Augen von ihrem Pomp abwendet, hört sie mit uns beten und schluchzen in der Finsternis. Warum sie in alles hineinziehen, wird man mir sagen? Nun, weil sie in alles, was geschieht, schon hineingezogen ist. Alles kommt mir von ihr, nichts kann mich erreichen als durch sie. Das Ärgernis, das mich getroffen hat und das von ihr stammt, hat mich in der Tiefe meiner Seele verletzt, da, wo die Hoffnung selber ihre Wurzel hat. Oder genauer gesagt, es gibt kein anderes Ärgernis als das, welches sie der Welt bietet. Ich wehre mich gegen dieses Ärgernis mit dem einzigen Mittel, über das ich verfüge: ich bemühe mich zu verstehen.
Ihr gebt mir den Rat, all dem den Rücken zu kehren? Vielleicht könnte ich es tatsächlich tun, aber ich spreche ja nicht im Namen der Heiligen, ich spreche im Namen biederer Leute, die mir gleichen wie Brüder. Seid ihr als Wächter über die Sünder gesetzt? Nun, die Welt ist voll armer Teufel, die ihr enttäuscht habt. Kein Mensch käme auf den Gedanken, euch eine solche Wahrheit ins Gesicht zu schleudern, wenn ihr euch nur bereit zeigtet, sie in aller Demut zuzugeben. Nicht euere Fehler werfen sie euch vor, nicht an euern Fehlern zerbrechen sie, sondern an euerm Hochmut. Ihr werdet mir natürlich erwidern, daß ihr, ob hochmütig oder nicht, über die Sakramente verfügt, durch die man den Zugang zum ewigen Leben hat, und daß ihr sie niemand verweigert, der ihrer würdig ist. Alles übrige ist allein die Sache Gottes. Was wollt ihr also mehr, werdet ihr sagen? Nun, wir möchten lieben."
(Die großen Friedhöfe unter dem Mond.- Zürich: Arche, 1983, S. 106f.)