2. August 2007

Ist ein wunder gleich dem einen?

Aus purpurgluten sprach des himmels zorn:
Mein blick ist abgewandt von diesem volk
Siech ist der geist! tot ist die tat!
Wie es weitergeht, lässt sich u.a. hier nachlesen.

Ich las diese Verse in einer Deutschen Geschichte für Jugendliche, wo sie Claus Graf Schenk von Stauffenberg in den Mund gelegt waren. Der Deutschlehrer, den ich fragte, von wem sie denn stammten, tippte richtig. Danach fing ich an, Stefan George zu lesen und war nicht schlecht fasziniert. Das Adjektiv "kultig" gab es 1975 noch nicht... Einige seiner Gedichte kannte ich damals "by heart" (schreibt sich das auf dudendeutsch jetzt eigentlich "auswändig"?), und die Liebste verschonte ich auch nicht mit seinem hohen Ton.

Das ist lange her, und in die kleine Reclam-Auswahl habe ich schon lange nicht mehr geschaut. Aber jetzt, wo die FAZ die erste Biographie des Dichterfürsten - "eine literarische Sensation" - vorabdruckt und Schirrmacher das Geheimnis Georges in der morgigen Ausgabe deutet, werde ich es wohl im Lyrikregal zwischen zweisprachigen Heften mit Dickinson und Hopkins hervorkramen müssen.

Ergänzung 4.8.: Hier geht es zum Schirrmacher-Artikel über Karlaufs George-Buch.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ist das nicht ein wenig ein grauslicher schmalz? kenne ja nichts von George und tue ihm vielleicht unrecht, aber ein solches beispiel erinnert doch recht an Rudolf Steiner, den ebenfalls grauslichen und ist mir deshalb sogleich recht verdächtig..

Scipio hat gesagt…

Schmalz: Mag sein. Damals, vor über 30 Jahren, hat es jedenfalls etwas in mir ausgelöst - eines der ersten Gedichte, die mich wirklich und wahrhaftig angesprochen haben.

Aber so manches ist auch jetzt noch schön, und ich würde sagen: zeitlos schön. Z.B. komm in den totgesagten park und schau