5. Januar 2004

Vergangene Schönheit - unwiederholbar

Ebenfalls gestern in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ein Essay von Martin Mosebach: "Perlenglanz innerlich" meditiert anläßlich des Untergangs der iranischen Stadt Bam über die vielen alten Städte, die unwiderbringlich - mit ihrer originellen Kultur, ihrem Menschentyp, ihrer Sprache, ihrem Stil, ihren Moden - verloren sind.

Solche "Stadtwunder" seien eben nicht rekonstruierbar, denn "die großte Schönheit, ein gewachsener Stadtorganismus, der von anonymen Händen über die Jahrhunderte hinweg wie ein lebendes Wesen weniger geschaffen als entfaltet worden ist, entzieht sich freilich jeder rekonstruierenden Anstrengung. Hier müßte im nachhinein geplant und fixiert werden, was seinen Wert daraus bezog, eben gerade nicht geplant und fixiert gewesen zu sein."

Mosebach dürfte klar sein, daß die Kritiker seiner "Häresie der Formlosigkeit" auch diesen neuen Text benutzen werden, um ihn der Todsünde des historisierenden Ästhetizismus zu zeihen, der melancholischen Bewunderung toter Schönheit.

Aber vielleicht leuchtet über die Analogie der verlorenen Städte besser ein, daß auch der Untergang alter Liturgien - und sei es im Namen der Rekonstruktion eines imaginierten Ursprungs oder einer funktionalen, verständlichen, transparenten Gottesdienstfeier - Verlust von Schönheit bedeutet.

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