25. Februar 2010

Meine 5 min Fröhlichkeit inmitten harter Tage

Als Käßmann-Kritiker der letzten Jahre habe ich mir standhaft jeden Kommentar versagt und tue es auch jetzt noch, auch wenn ich unheimlich gerne die Chance genutzt hätte, zum Thema das eine oder andere Youtube-Video eines alten weisen Mannes zu bloggen.

Dafür nehme ich mir die ökumenische Freiheit, einen Ausschnitt aus einem Brief wiederzugeben, der mich heute mittag in einem dieser neumodischen Kaffees mit grünem Logo und kostenlosem WLan so sehr zum Lachen brachte, daß es den Umsitzenden beinahe auffiel. Aber die Zeiten sind hart und anstrengend, da freut man sich über jeden Moment unbeschwerten Glücks...

Der Brief ist über 60 Jahre alt und stammt von Helene Hanff. Sie, die damals junge amerikanischen Drehbuchautorin schrieb ihn 1949 an den Angestellten eines Londoner Antiquariates, der ihr eine lateinische Bibelausgabe beschafft hatte. Ich fand ihn, wie gesagt, köstlich:

"WAS UM ALLES IN DER WELT FÜR EINE SCHLECHTE PROTESTANTISCHE BIBEL IST DENN DAS?!

Wären Sie so freundlich und würden den Verantwortlichen der anglikanischen Kirche Englands mitteilen, dass sie, wer immer ihnen den Auftrag gab, an der Vulgata herumzupfuschen, die schönste Prosa, die je geschrieben wurde, versaut haben? Sie werden dafür in der Hölle braten, das können sie sich merken! Mir macht das, da ich selber Jüdin bin, nichts aus. Aber ich habe eine katholische Schwägerin, eine methodistische Schwägerin, einen ganzen Tross von presbyterianischen Neffen (über meinen Großonkel Abraham, der konvertierte) und eine Tante, die Gesundbeterin bei der Christian Science ist, und ich bin mir sicher, dass keiner, wirklich keiner von ihnen diese anglikanische Latein-Bibel akzeptieren würde, falls sie wüssten, dass es sie gäbe. (Und ehrlich gesagt, wissen sie nicht einmal, dass es Latein gibt.)

Gut, zur Hölle damit, ich habe die Vulgata meines Lateinlehrers benutzt, und ich habe nicht vor, sie zurückzugeben, bis Sie eine eigene für mich gefunden haben."


Keine Kommentare: