4. November 2004

"George W. Bush ist nicht der Teufel"

Jeffrey Gedmin versuchte gestern, das deutsche Weltbild mit einem ausgewogenen Interview zur US-Wahl zu erschüttern. Dürfte im kollektiven Bewußtsein untergegangen sein.

Ich hatte gestern abend das Vergnügen, im Kreis von älteren, bürgerlichen, kirchlich engagierten Katholiken zu sitzen und endlich einmal wieder einmütige moralische Entrüstung zu erleben. Keiner hatte besondere Kenntnisse über den "wahren Stand der Dinge in Amerika" (J.F. Cooper), aber das muß uns ja nicht abhalten, den Sündenbock aus der Ferne zu steinigen.

Ebenfalls bemerkenswert fand ich den erfahrenen US-Korrespondenten, der sich absolut nicht vorstellen konnte, wie jemand (oder gar Millionen) eine Wahlentscheidung nicht nach dem Geldbeutel, sondern nach immateriellen Kriterien wie den berühmten "family values" treffen kann. Das F-Wort war die einzige Begründung dafür, die ihm zögernd über die Lippen über die Lippen kam. Er glaubte wohl selbst nicht, daß solche value-based decisions - die man im übrigen gar nicht richtig finden muß, um sie zu verstehen - nur von "Fundamentalisten" getroffen werden.

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