23. November 2004

"..., die ich liebe"

Der Maler Gerhard Richter erhielt am Samstag den "Kunst- und Kulturpreis der Deutschen Katholiken". Bei der Deutschen Bischofskonferenz gibt es eine ausführliche Dokumentation.

Für Kardinal Lehmann zeigt das Werk Richters nichts von dessen Gefundenhaben, sondern stellt nur die Fragen, die zu den christlichen Antworten passen. Da ist man ja als Bischof heute schon mal richtig glücklich mit:

"Von den Antworten, die der Glaube anbietet, erfahren wir bei ihm nichts im unmittelbaren Sinn, wohl aber sehr viel von den Fragen, die diesen Antworten entsprechen. Aber was wären Antworten, ohne dass jemand fragt? Das Fragen sei die Frömmigkeit des Denkens, sagt Martin Heidegger. Nur wer substanziell fragt, findet auch substanzielle Antworten."
Laudator Friedhelm Hofmann (Bischof von Würzburg) kennt Richter besser und wagt sich weiter vor:

"Es gelinge Gerhard Richter überzeugend, in seinem Schaffen auf subtile Weise mit den Widersprüchen von Präsentation und Repräsentation, Präzision und Unschärfe zu balancieren, ohne je die Hoffnung aufzugeben, dass es außerhalb seiner selbst eine diese Gegensätze im Letzten versöhnende Dimension des Absoluten gibt. Dieser hoffnungs- und trostreiche Beiklang schwinge in seinen Werken mit.

Hofmann verweist auf das besondere Taktgefühl, mit dem sich Richters Malerei der als „Welt“ chiffrierten Realität nähere und dieser eine eigene Dignität zuerkenne, indem er ihre Unverfügbarkeit und auch Rätselhaftigkeit respektiere. Im Prozess des Malens lasse sich Richter durch das Überraschende seiner Intuition berühren. In diesem außerhalb der Künstlerpersönlichkeit liegenden „Mehr“, das sich in der Werkgenese Bahn bricht, werde die Anwesenheit eines transzendenten Anderen erahnbar."
Ober-Zentral-Laie H.-J. Meyer sagt es dann bei der Preisübergabe lieber betroffen-moralistisch und auch für den sonntäglichen Kindergottesdienst verständlich:

"Dass es zwei Kerzen sind, konnte zugleich ein gedanklicher Anstoß sein: Niemand ist allein und nur für sich da, sondern wir sind immer mit Anderen da und müssen darum auch für Andere da sein – eine Aufgabe, vor der Menschen schon oft versagt haben, aber die sich ihnen immer wieder und ganz unausweichlich stellt."
Da hat Regina Einig in der Tagespost schon recht:

"Die Grenzen zwischen Banalität und Aussagekraft sind auf einer Preisverleihung der katholischen Kirche oft ebenso fließend wie die Konturen auf den Bildern Gerhard Richters."
Und Richter selber? Der bleibt schlicht, herzlich und dankbar:

"Dass dieser Preis mir zugesprochen wird, sehe ich zum einen als eine Anerkennung und Bestätigung meiner Arbeit an, und so ist es für mich eine Auszeichnung, die ich beglückt und dankbar annehme.

Zum anderen erfreut es mich zutiefst, dass ich mich mit dieser Entgegennahme zu meiner christlichen Kultur bekenne, zu dieser Glaubensgemeinschaft, die mich fundamental prägte, deren Teil ich bin und die ich liebe."

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