All-American Christ?
Antisemitisch sei der Film nicht und die Gewaltszenen seien "so weit von der Realität nicht entfernt", meint Exeget Bernhard Heininger (Universität Würzburg). Doch von der Angel lässt er Mel Gibson nicht so schnell: Jesus sei zum "all american hero" stilisiert, "der wie alle amerikanischen Helden einsam und unbeugsam seinen Weg bis zum Ende gehe".
Fragt sich nur, welchen Film Heininger gesehen und welche Bibel er zuhause hat:
Jesus einsam? So wie im Evangelium? Mit drei Schläfern am Ölberg und zehn flüchtigen Aposteln während des Prozesses? Mit Maria, "den Frauen" und Johannes unterm Kreuz? Welche Form von "Einsamkeit" schlägt Heininger vor, wenn nicht die der Evangelien und des Films?
Jesus unbeugsam? So wie im Evangelium bei Jo 10, 17f: "Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen"? Wenn der HErr der "Passion" und der Evangelien der gehorsame Jesus ist, der sich in Freiheit und in der Übernahme des göttlichen Willens beugen, biegen, zerbiegen lässt bis an sein Ende - wie sieht Heiningers HErr aus?
Den Weg bis ans Ende gehen? Bis zum "Tetelestai", zum "Es ist vollbracht" (Jo 19, 30)? Sich von Simon schleifen lassen, gegangen werden statt gehen?
Oder hätte Gibson doch weniger buchstabengläubig sein und den HErrn sanft entschlafen lassen sollen, möglichst in den liebenden Armen Maria Magdalenas, im warmen Bett, umgeben von seiner Großfamilie im heimischen, europäisch-bürgerlichen Nazareth?
Aber vielleicht waren die Evangelien schon pro-amerikanisch, denn immerhin lassen sie Jesus die Geißelung überleben? Ganz klar: Wir brauchen dringend eine überarbeitete Bibel, eine "Guten Nachricht für heutige Deutsche"?
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