21. Oktober 2003

Breitenbachscher Fehlalarm
oder:
Und wieder hört einer nur, was er hören will.

Unser aller Roland schrieb in seinem Newsletter vom 17. Oktober:

"Wenn der Papst gestern [i.e. 16. Oktober 2003] in seiner Jubiläumsansprache von uns 'Treue zum Evangelium' erwartet oder zu Nachfolge Jesus [sic] aufgerufen hätte, wir könnten aus vollem Herzen zustimmen. So aber forderte er 'Gehorsam gegenüber Rom'? Das bedeutet letzten Endes auch, dass bis in die kleinsten Gemeinden vatikanischer Zentralismus und römische Engstirnigkeit vollzogen werden müsste."

Diesen O-Ton von JPII wollte ich selber zur Kenntnis nehmen und siehe da: Ich fand für den 16. Oktober nur die Promulgationsansprache für das Nachsynodale Schreiben "Pastores Gregis", die ich mir von Google übersetzen ließ. Roland Breitenbach muß wohl diese "Jubiläumsansprache" gemeint haben. Aber das lasse ich mich gerne aufklären.

Das Ergebnis der Google'schen Übersetzung ist natürlich italienglisch vom Feinsten, aber immerhin läßt sich klar erkennen, daß JPII darin jedenfalls keinen "Gehorsam gegenüber Rom" fordert, sehr wohl aber, daß "they [die Synodenväter] have emphasized like the functions to teach, to santificare and to govern must be practised in the hierarchical communion and fraterna the unit with the Head and the other members of the episcopal College".

Und was die von Roland Breitenbach vermisste "Treue zum Evangelium" oder den fehlenden Ruf in die Nachfolge Jesu angeht, so kann man ihm nur empfehlen, gemeinsam mit dem Weltepiskopat die folgenden Sätze ins Herz dringen zu lassen:

"The evangelica figure of the Good Shepherdesses has been l?icona to which the sinodali jobs have made constant reference. Sinodale L?Assemblea has indicated in concrete way which it must be the spirit with which the Bishop it is called to carry out in the Church its service: acquaintance of the flock, love for all and attention to every person, misericordia and searches of the smarrita little sheep. Here some characteristics that contraddistinguono the ministry of the Bishop. It is called to being father, master, friend and brother of every man sull?esempio of Christ. Covering faithfully this way, he will be able to reach the holiness, a holiness that will have to grow not beside the ministry, but through the same ministry."

"sull’esempio di Cristo" - nach dem Beispiel Christi. Und der Schweinfurter Pfarrer kennt seine Bibel gut genug, um zu wissen, daß das Hirtesein des Bischofs gut paulinisch und gut katholisch-analogisch (= ähnlich bei immer größerer Unähnlichkeit) das Hirtesein Jesu Christi nachahmt.

Nun könnte "rb" zu Recht sagen: Alles Kleinigkeiten und Korinthenkackerei - lesen wir doch mal Pastores Gregis selbst. Dort steht Nr. 19 immerhin unter dem Titel "Die Tugend des Gehorsams" und sagt uns bzw. den Bischöfen:

"Durch die Aneignung dieser sehr menschlichen Züge Jesu wird der Bischof auch zum Vorbild und Förderer einer Spiritualität der Gemeinschaft. Diese ist darauf angelegt, mit Wachsamkeit und Sorgfalt die Kirche so aufzubauen, daß alles, Worte und Werke, im Zeichen kindlicher, in Christus und im Heiligen Geist vollzogener Fügsamkeit unter dem liebevollen Plan des Vaters geschehe. Als Lehrer der Heiligkeit und als Diener der Heiligung seines Volkes ist der Bischof in der Tat gerufen, den Willen des Vaters treu zu erfüllen. Der Gehorsam des Bischofs muß so gelebt werden, daß er als Vorbild – anders könnte es ja gar nicht sein – den Gehorsam Christi selbst hat, der mehrmals bekräftigt hat, vom Himmel herabgekommen zu sein, nicht um seinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der ihn gesandt hat (vgl. Joh 6, 38; 8, 29; Phil 2, 7-8).

Unterwegs auf den Spuren Christi gehorcht der Bischof dem Evangelium und der Tradition der Kirche; er versteht, die Zeichen der Zeit zu deuten und die Stimme des Heiligen Geistes im petrinischen Amt und in der Kollegialität der Bischöfe zu erkennen. Im Apostolischen Schreiben Pastores dabo vobis habe ich den apostolischen, gemeinschaftlichen und pastoralen Charakter des priesterlichen Gehorsams beleuchtet. Diese Eigenschaften finden sich ganz offensichtlich in noch markanterer Weise im Gehorsam des Bischofs. Die Fülle des Weihesakraments, die er empfangen hat, stellt ihn in der Tat in eine besondere Beziehung zum Nachfolger Petri, zu den Mitgliedern des Bischofskollegiums und zu seiner Teilkirche selbst. Er muß sich in die Pflicht genommen fühlen, diese Beziehungen zum Papst und zu den Mitbrüdern im Bischofsamt in einem engen Band der Einheit und Zusammenarbeit intensiv zu leben. Auf diese Weise antwortet er auf den göttlichen Plan, der die Apostel um Petrus untrennbar vereinen wollte. Diese hierarchische Gemeinschaft des Bischofs mit dem Papst bestärkt seine Fähigkeit, kraft des empfangenen Weiheamtes Jesus Christus, das unsichtbare Haupt der ganzen Kirche, zu vergegenwärtigen.

Dem apostolischen Aspekt des Gehorsams kann sich jener gemeinschaftliche nur anschließen, insofern das Bischofsamt von seiner Natur her »eins und ungeteilt« ist. Aufgrund dieser Gemeinschaftlichkeit ist der Bischof berufen, seinen Gehorsam unter Überwindung jeder individualistischen Versuchung und unter Annahme der Bürde der Sorge um das Wohl der ganzen Kirche innerhalb der Sendung des Bischofskollegiums zu leben.

Als Vorbild im Hören soll der Bischof gleichfalls aufmerksam sein, durch Gebet und Unterscheidung den Willen Gottes in dem, was der Geist der Kirche sagt, zu erfassen. In Ausübung seiner Autorität im Sinne des Evangeliums muß er mit seinen Mitarbeitern und den Gläubigen in Dialog zu treten wissen, um das gegenseitige Einvernehmen wirksam wachsen zu lassen. Dies wird ihm erlauben, auf seelsorgliche Weise die Würde und Verantwortung jedes einzelnen Gliedes des Volkes Gottes zu schätzen, indem er mit Ausgeglichenheit und Gelassenheit den Unternehmungsgeist eines jeden fördert. Denn die Gläubigen müssen unterstützt werden im Wachstum eines verantwortlichen Gehorsams, der sie auf pastoraler Ebene aktiv werden läßt. In diese Hinsicht hat die Aufforderung des heiligen Ignatius von Antiochien an Polykarp bleibende Gültigkeit: »Nichts geschehe ohne deine Zustimmung, du aber unternimm nichts ohne Gott«."

Nicht ein abstrakter "Gehorsam gegenüber Rom" ist hier also gefordert, sondern Gehorsam gegenüber Gott, gegenüber dem Evangelium und gegenüber dem Geist, wie er in den Zeichen der Zeit, dem petrinischen Amt, dem Bischofskollegium und wohl auch seiner Teilkirche weht. Sogar das Zauberwort "Dialog" fehlt nicht. Alles schön abgestuft, ins Ganze eingebettet, auf einer von 192 Seiten.

Tja, "rb" - genauer müsstest Du mir sein in Deinem Zorn, damit ich ihn als einen heiligen ansehen kann. Bis dahin scheint er mir nur eilig-unheilig zu sein. Wieder mal: Schade.

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