30. März 2003

Doch kein Hörfehler?

Zuerst, als ich Michael Hanefelds Artikel in der FAZ (29.3., S. 1, heute noch im Netz bei FAZ.NET aktuell / Kultur) las, dachte ich mir, daß meine Hörprobleme in den letzten Tagen doch keine Einbildung sind. Aber vielleicht hat er den selben Virus intus wie ich: WMAS (War Mongers Auditory Syndrome). Bei ihm äußert sich das natürlich beredter als bei mir:

"Während Journalisten aus anderen Nationen berichten, unparteiisch und auch voreingenommen, wissen die Kollegen aus Deutschland oftmals vieles, wenn nicht alles besser. Wo andere berichten, müssen sie kommentieren und demonstrieren, was andere, vor allem die Amerikaner, angeblich alles falsch machen. Kommentar und Bericht gehen in eins, in einem schlimmen Einzelfall reichte der Tonfall in einem Beitrag der ARD sogar bis zur kaum verhüllten Schadenfreude über Verluste bei den Truppen der Koalition. Mit solcher Häme und dem sich derart ausdrückenden Hochmut geht das spezielle "embedding" hiesiger Provenienz einher: Die Journalisten fühlen sich "eingebettet" in eine öffentliche Meinung, die mit überwältigender Mehrheit den Krieg im Irak verurteilt.

Für diese Haltung gibt es viele gute Gründe. Sie kann aber weder die handwerklichen Fehler noch die Verstöße gegen Grundsätze eines fairen und akkuraten Journalismus rechtfertigen. Der politische Konflikt zwischen der Bundesregierung und der "Koalition der Willigen" findet in der Berichterstattung seine journalistische Entsprechung - und das bezeichnenderweise fast ausschließlich in Beiträgen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, das sich ansonsten auf sein Informationsangebot einiges zugute halten kann. Dabei wird über all der Besserwisserei die entscheidende Frage der Berichterstattung über diesen Krieg gar nicht gestellt: Was sagen uns die Bilder über diesen Krieg? Was sagen sie über den Krieg an sich?"

Keine Kommentare: