10. Februar 2004

Zölibat, Frauenordination und Schweizer Reformeifer

Der Veritas-Blog kommentiert ein Manifest der Schweizer KAB, mit dem sich dieser Verband einer Initiative der Synode des Kantons Luzern vom November anschließt.

Wieder einmal werden die Menschenrechte berufen (Der "Ausschluss von verheirateten Männern [vom Priesteramt; scipio] widerspricht elementaren Menschenrechten, die die Kirche als Grundlage menschlichen Zusammenlebens zu Recht einfordert", die Nicht-Ordination der Frau "widerspricht elementaren Menschenrechten und der von der Bibel erzählten Wertschätzung aller Menschen - unabhängig von Geschlecht, Stellung oder Lebensform"), wieder einmal soll die Kirche "glaubwürdiger in der Verkündigung und zu einem noch befreienderen Ort" werden.

Haben die Alt-Katholiken, die Anglikaner, die diversen evangelischen Kirchen und Kirchlichen Gemeinschaften mit der Frauenordination und verheirateter Pfarrerschaft den Quantensprung in puncto Glaubwürdigkeit geschafft? Sind sie "befreiendere" Gemeinschaften als die Kirche von Rom oder als die des Ostens? Ich lasse mich da gerne eines anderen belehren, aber - sorry - ich seh's nicht.

Da wird die Befreiung doch allzuoft (noch öfters als bei uns ...) mit Beliebigkeit verwechselt, und ein Glaube, der mir von seinen Verkündern als beliebig, als z.B. historisch bedingt, aber natürlich heute, je nach persönlicher Einsichtslage auch ganz anders versteh-, interpretier-, praktizierbar vorgestellt wird, ist meines Glaubens nicht würdig. Es mag gute Gründe geben, nicht Katholik zu bleiben oder zu werden. Es gibt auch gute Gründe, in derjenigen Kirche zu bleiben, in der man groß geworden ist. Aber es gibt keine guten, ehrlichen Gründe, einer Kirche beizutreten, die mir nicht wenigstens sagen kann, wen und was sie für die Wahrheit hält oder wie das richtige Leben aussieht. Und die mir damit implizit oder auch ganz explizit sagt, was unwahr oder das falsche Leben ist.

Übrigens ist auch hier wieder bemerkenswert, wie in diesen Kreisen untergründig ein neues, ein schlicht und einfach: anderes Verständnis des (katholischen) Christseins Platz gefunden hat:

"Obwohl wir eine Weltkirche sind, gibt es keinen Grund, dass die Bischöfe dringende Reformen verhindern. Die Bedürfnisse eines Landes können niemals zur gleichen Zeit die gleichen eines anderen Landes sein. Die Schweiz könnte in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle einnehmen. Das Zentrale unseres Glaubens, die Nachfolge Jesu, bleibt trotz Reformen unangetastet", sagt zum Beispiel die Luzerner Synode.

Im Klartext:

Die Bischöfe sollen auf die Einmütigkeit des globalen Bischofskollegiums oder auf die Übereinstimmung mit dem Nachfolger Petri keine Rücksicht nehmen, wenn es um Reformen geht. Die Kirchenordnung und -struktur - und warum nicht auch die Kirchenlehre? - ist entsprechend den lokalen Bedürfnissen zu gestalten, die auch nur lokal zu definieren sind. ("Was uns gut tut, wissen wir am besten. Bestell mir noch eins mit", wie der eine Säufer zum andern sagte.) Wer die Einheitlichkeit von Struktur (und Lehre?) sprengt, ist Vorreiter, Avantgarde, Speerspitze des Fortschrittes. Die Kurzformel des Glaubens als "Nachfolge Jesu" - tut keinem weh und schließt vor allem keinen aus, denn wer wollte dem noch ideologische Bedingungen stellen, der dem Propheten, Sozialreformer, Revolutionär, Gutmenschen, Heiler, ganzheitlichen Menschen aus Nazareth irgendwie "nachfolgt"?

Instruktiv auch der Text "Die Sache der Frau" im "Luzerner Kirchenschiff", 1/2004, S. 5: Eine Frau (alt? Pfarrhaushälterin?) schaut dem Mann-Priester am Altar zu, stellt fest, daß er dort genau wie sie daheim Mahlzeiten für andere zubereitet, führt gedanklich eine radikale Liturgiereform durch, wünscht sich, daß der Mann-Priester auch sonst mal beim Kochen und Tischdecken hülfe und stellt fest, daß sie, die Frau, die Frauen, doch mehr davon verstehen, "aus dem Gewöhnlichen etwas Besonderes hervorzuzaubern".

Und alle nicken und sagen mit der alten Frau: Ja, das wär' schön, so ist es, laßt uns mit Jesus frühstücken und abendessen, mehr braucht es nicht.

Und haben damit die Konfession gewechselt. Adieu, Eucharistie. Adieu, Heilige Messe.

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