14. September 2003

Vielleicht ist es ja doch - wahr?



Das Hamburger Abendblatt bringt einen Ausschnitt aus der neuen JP II-Biographie von Andreas Englisch, seine Erinnerung an einige erstaunliche Minuten vom 13. Juni 1999:

"Ich war in diesem Augenblick plötzlich sauer auf den Papst. Als er da vor mir stand, einen Augenblick lang nur, herrschte ich ihn innerlich an: 'Was willst du denn noch, Karol Wojtyla? Warum gibst du nicht endlich Ruhe? Warum schleppst du dich weiter um die Welt, warum hetzt du dich, verdammt noch mal, selbst zu Tode? Du hast doch gewonnen! Du hast dazu beigetragen, dass sich dein Land von den Sowjets befreien konnte. Was willst du jetzt noch hier? Diese Reise ist Wahnsinn, so wie die anderen Reisen in andere Länder auch: 21 polnische Städte in 12 Tagen: Das ist Wahnsinn. Du musst um fünf Uhr aufstehen, und du kommst nicht vor Mitternacht ins Bett, seit elf Jahren hattest du nicht einen Ruhetag. Du kannst doch nicht mehr: Ich sehe das ja.'

Ich sah ihm nach, wie er unendlich langsam zu dem Hubschrauber schritt, und ich fragte mich zum ersten Mal: Was ist, wenn dieser Mann eben doch ein Werkzeug Gottes ist? Hat alles das, was ich erlebt habe, eine ganz andere Bedeutung, als ich glaubte? (...)

Der Mann, den ich vor mir auf dem Friedhof hatte weinen sehen, war nicht einer, der sich feiern lassen wollte. Es war ein Mann, der meinte, nur ein Werkzeug Gottes zu sein. 'Und wenn es wahr ist?', dachte ich zum ersten Mal. 'Wenn er das alles nur deshalb durchsteht, weil ihm Gott die Kraft gibt?'"

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