31. Oktober 2011

Adieu!

Eigentlich, liebe Freunde und liebe Leser, hatte ich ja ernsthaft vor, hier die 10 Jahre voll zu machen.

Nun hat es sich doch anders ergeben: Das reale, nicht-virtuelle Leben fordert seinen Tribut.

Aber nachdem die Blogozese ja blüht und gedeiht, kommt es auf mich nicht mehr so sehr an wie früher. :-)

Vielleicht zeigt es sich nach einer Weile, daß ich wider Erwarten vom Bloggen nicht lassen kann und daß sich doch wieder Zeit und Energie dafür finden.

Bis dahin freilich wünsche ich allen, den Freunden, den Mitbloggern, den Lesern, den Kommentierern, den gelegentlichen Besuchern, ja sogar (?) den Opfern dieses Blogs viel Segen: Möge Euch alle der HErr begleiten!

Das Schlußlied darf für jetzt Townes van Zandt singen:

22. Oktober 2011

Für ein Wochenendlied ...

.. reicht es zwischendurch, bevor die (teils unvermeidliche, teils freiwillige) Blogpause weitergeht.



"I hate to go down, hate to go down this lonesome road" - so singt hier Sam "Lightnin" Hopkins irgendwo am Straßenrand sitzend. (OK, OK, ist natürlich gestellt...). Ein Hoch auf alle, die mit uns gehen.

3. Oktober 2011

In the name of the Father and the Son

- die Secret Sisters mit "River Jordan", einem Lied für eine lange Woche, in der sich hier wohl nichts tun wird:

2. Oktober 2011

Chestertonische Antworten


"Would you prefer to be thin?"

GKC: "No. My weight gives us a subject with which to start these questions and answer sessions." ('Cleveland Press,' March 3, 1921.)

"Could you speak louder please"

GKC: "Good sister, don't worry. You aren't missing a thing."
('Chesterton as Seen by His Contemporaries,' by Cyril Clemens.)


1. Oktober 2011

Ein neuer Blog in der Zese

Gerne weise ich auf einen neuen Blog hin und nehme ihn in die Seitenleise auf:

Ecce, ancilla Domini. Auf langes, frohes und gesegnetes Bloggen!

Lebenszeichen und Wochenendmusik

Diese Wochen sind im Außerhalb meiner digitalen Existenz ziemlich turbulent und arbeitsreich. Meine Gedanken sind sonstwo, bestimmt aber nicht bei dem, was sich bloggen ließe.

Die geneigte Leserschaft möge sich für jetzt mit Katzenjammer begnügen, deren neues Album "A Kiss Before You Go" dieser Tage erschien. Anbei das Video zur Single-Auskopplung "I Will Dance (When I Walk Away":

25. September 2011

Ermutigung

"Ich ermutige die Kirche in Deutschland, mit Kraft und Zuversicht den Weg des Glaubens weiterzugehen, der Menschen dazu führt, zu den Wurzeln, zum wesentlichen Kern der Frohbotschaft Christi zurückzukehren. Es wird kleine Gemeinschaften von Glaubenden geben – und es gibt sie schon –, die in die pluralistische Gesellschaft mit ihrer Begeisterung hineinstrahlen und andere neugierig machen, nach dem Licht zu suchen, das Leben in Fülle schenkt. „Es gibt nichts Schöneres, als Christus zu kennen und den anderen die Freundschaft mit ihm zu schenken.“ Aus dieser Erfahrung wächst schließlich die Gewissheit: „Wo Gott ist, da ist Zukunft!“ Wo Gott zugegen ist, da ist Hoffnung und da eröffnen sich neue, oft ungeahnte Perspektiven, die über den Tag und das nur Kurzlebige hinausreichen. In diesem Sinne begleite ich in Gedanken und im Gebet den Weg der Kirche in Deutschland.

Erfüllt von den eindrucksvollen Erlebnissen und Erinnerungen an diese Tage in der Heimat kehre ich nun nach Rom zurück. Mit der Zusicherung meines Gebets für Sie alle und für eine gute Zukunft unseres Landes in Frieden und Freiheit sage ich zum Abschied ein herzliches Vergelt’s Gott.

Der Herr segne Sie alle!"


(Quelle)

Selbstentlarvung - heute mit Christian Weisner

Was war gut am Papstbesuch? - "die Begegnung mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken" (noch vor der Begegnung mit den Mißbrauchsopfern!!!)

Was war schlecht? - Daß er so furchtbar viel nicht gesagt hat.

Wie geht es weiter? - "Jede Gruppe in der Kirche wird sich mit dem Besuch beschäftigen, auch wir von 'Wir sind Kirche'". Sich beschäftigen - schön neutral ausgedrückt. Wo doch die Presseerklärung schon vorab geschrieben war...


Wie darf es nicht weitergehen? -

1. "Ich warne aber davor, dass jetzt konservativ gesinnte Bischöfe die Botschaften des Papstes für sich vereinnahmen und den Dialogprozess damit zu torpedieren versuchen." Auf gut deutsch: Scheiße, daß er sich nicht in unserem Sinn geäußert hat. Aber wehe jedem, der sich gegen uns auf den Papst beruft.

2. "Es wird auch darüber zu reden sein, dass die katholische Kirche mit dem Besuch des Papstes als Staatsgast einen religiösen und politischen Machtanspruch gestellt hat, der so nicht mehr in die Zeit passt."

Man, he just doesn't get it.

Aber eigentlich: Who cares?

(Quelle: FAZ)

24. September 2011

Spamkatholiken


Keine Ahnung, was hinter der jüngsten Linzer Affäre um den abgesetzten Pfarradministrator Skoblicki steckt: Aber wer spammt, scheint mir, hat a priori Unrecht...

Berufung aus kirchengeschichtlicher Sicht

Politically incorrect, ich gebe es ja schon zu. Aber Satire darf doch auch "alles" (K. Tucholsky)

Two men considering a religious vocation were having a conversation. "What is similar about the Jesuit and Dominican Orders? " the one asked.

The second replied, "Well, they were both founded by Spaniards -- St. Dominic for the Dominicans, and St. Ignatius of Loyola for the Jesuits. They were also both founded to combat heresy -- the Dominicans to fight the Albigensians, and the Jesuits to fight the Protestants."

"What is different about the Jesuit and Dominican Orders?"

"Met any Albigensians lately?"


(via Happy Catholic)

Der Song zum Wochenende ...

... kommt von Justin Townes Earle und heißt "Harlem River Blues".

23. September 2011

Cooperator Veritatis in patria

Den Papstbesuch verfolge ich nur mit einem viertel Ohr und einem halben Auge - kein Boykott, sondern zu kurze Tage für die alltäglichen Dinge, in denen es ja unsere Beziehung zu Jesus Christus genauso zu leben gilt wie während einer Papstmesse. Für mich besucht Benedikt Deutschland einfach zur falschen Zeit. Auf der anderen Seite: Vielleicht bin ich ja gar nicht Teil der Zielgruppe... Aber wie ich B16 kenne, hat er auch für mich einen Satz im Manuskript.

Wenn ich natürlich jetzt Sätze lese wie:

"Siehe da, dieser Papst ist doch für eine Überraschung gut",

dann freut mich das mescalerohaft. Und dann blitzt hinterm redenden Papst noch das gelangweilte Gesicht der Kanzlerin hervor, die wohl lieber smsen würde, und ich denke mir: Na, da erlebt die Republik dieser Tage tatsächlich Augenblicke der Wahrheit und Geisterscheidung.

Habemus Papam - und was für einen.

20. September 2011

Lobende Erwähnung


Immerhin einen hat der SPIEGEL aufgetrieben, der dem Papst nicht vorschreiben will, was er im Bundestag sagen darf oder soll oder ihm eine Vorgabe macht, sondern sich überraschen lässt.

Es ist Pascal Kober von der FDP, seines Zeichens evangelischer Pfarrer.

"Schön, daß Du nach Berlin kommst"



Auch das ist Ecclesia Germanica! - Danke an Tiberius und das Institut St. Philipp Neri.

18. September 2011

Zombie Time

Die Untoten erscheinen dieser Tage wieder, geben Klopfzeichen, lassen sich in plüschigen Altdamenhöhlen voller Stehrumchen besuchen und murmeln ihre Mantras.

Schlechthin unübertrefflicher Prototyp: Die ungeküsste Dame in Türkis.

Gemeinsamer Abwasch

Eine der schönsten Stellen im Interview von Georg Ratzinger mit der WELT ist diese:

"Welt am Sonntag: Wann haben Sie das letzte Mal abgetrocknet, nachdem Ihr Bruder den Abwasch gemacht hat?

Georg Ratzinger: Das kann ich Ihnen genau sagen. Das war in Pentling nach Weihnachten 2005, als wir in seinem Haus dort zusammen zu Abend gegessen haben. Danach hat mein Bruder gespült und ich habe das Geschirr getrocknet, wie immer.

Welt am Sonntag: Als Papst? Er ist doch im April 2005 gewählt worden!

Georg Ratzinger: Nein, nicht als Papst natürlich. 2004 war er nach Weihnachten gekommen, als Kardinal, und ist dann bis zum 6. Januar geblieben, circa bis Dreikönig 2005. Das war das letzte Mal."


(Kann man sich Joseph Ratzingers großen Antipoden Hans Küng beim Spülen vorstellen? - Eher weniger.)

Katholische Schriftsteller, nicht bei der Arbeit - Folge 9

Bei einem Gesamtkunstwerk, wie es Edith Sitwell war, ist es schwierig, ein Bild aufzutreiben, das sie nicht "bei der Arbeit" zeigt. Umso mehr als es idealerweise nach ihrer Konversion zur Katholischen Kirche, also nach 1955, aufgenommen sein sollte.

Am ehesten kommt dem eine Aufnahme nahe, die sie in herzlicher Konversation mit Marilyn Monroe zeigt. Nathasha Spender berichtet von einer Begegnung in den 50er Jahren, Marilyn war in der Gesellschaft ihres dritten Ehemannes, Arthur Miller, den sie 1956 heiratete. Datieren wir also guten Gewissens die Aufnahme in Dame Ediths katholische Zeit.

Zehn Kinder zum Tee und eines am Freitag

Dame Edith Sitwell (mehr über sie bei Wikipedia und vielerorts sonst im Web) in einem ihrer Briefe, wie ihn dylan in seinem Blog zitiert:

"I have got a very nice new lunatic -- a lady in Dublin. She has written to tell me that all R.C. priests have lots of illegitimate children -- usually by their 15-year-old nieces. I am replying that I know they have. My own dear confessor often brings round his happy little brood of ten to have tea with me. Four are by his own niece, but he is sadly forgetful about who are the mothers of the rest. There were eleven, but unfortunately he ate one, in a fit of absent-mindedness, one Friday.

Osbert says I must not write this, as it will be published, and people will say (A) that I have no moral sense, (B) that I am flippant; but I reply that it will not be the first, second, or third time that these charges have been brought against me."

"Ich habe es mit einer sehr netten, frischen Verrückten zu tun, einer Dame aus Dublin. Sie schrieb, um mir zu sagen, daß alle katholischen Priester eine Menge unehelicher Kinder hätten, üblicherweise mit ihren 15 Jahre alten Nichten. Ich antworte ihr gerade, daß ich davon weiß. Mein eigener, lieber Beichtvater bringt oft seinen fröhlichen 10köpfigen Nachwuchs zum Tee mit. Vier davon hat er von seiner Nichte, aber erinnert sich traurigerweise nicht an die Mütter der anderen. Eigentlich sind es elf, aber unglücklicherweise aß er eines auf, in einem Anfall von Geistesabwesenheit, an einem Freitag.

Osbert sagt, das dürfe ich nicht schreiben, denn es wird veröffentlicht und die Leute werden sagen, daß ich (A) kein moralisches Gespür habe und (B) frivol bin; ich gebe ihm zur Antwort, daß es nicht das erste, zweite oder dritte Mal ist, daß mir diese Vorwürfe gemacht werden."

Sonntagslied

Das nächste Kapitel im Country-Revival: Die Secret Sisters, ein Oh-So-American Sister Duo, produziert und damit gesalbt von T-Bone Burnett, mit altem und neuem Liedmaterial, in Polka Dots und Blümchenmuster - und sanften, überirdischen Harmonien.

Gibt es etwas Besseres an einem verregneten Sonntagmorgen - außer dem feierlichen Hochamt, versteht sich?

- - -

George Bernard Shaw: "What are your thoughts on Hell?"
G.K. Chesterton: "I regard it as a thing to be avoided."

13. September 2011

Radio Vatikan bloggt!

Irgendwie zwar unglaublich, daß Radio Vatikan bzw. dessen deutsche Sektion so lange gebraucht hat, um mit dem Bloggen anzufangen, aber wie der Herr Selber schon sagt: Der Lohn dessen, der nur fünf Minuten gearbeitet hat, wird so groß sein wie der des Kollegen auf der Vollzeitstelle.

Ein herzliches Willkommen an P. Bernd Hagenkord - auf langes und gesegnetes Bloggen!

11. September 2011

Was Broder heute so macht

"Am Sonntag wird ganz Amerika der Toten von 9/11 gedenken. Ich werde einen der vielen Gottesdienste besuchen und für die armen deutschen Seelen beten." - Sagt er in der Welt.

Sonntagslied



"So leaving seems the thing to do
When I'm here I'm lost in thoughts of you
And in my dreams I'm city bound

But if you ask me to come to you
To leave these fields and these skies of blue
You know I'd be leaving my sacred ground"


Wie das so ist mit der heimatlichen Provinz...

9/11




Zum Gedenken an P. Mychal Judge ofm and alle anderen Opfer des 11. September 2001.

Nachtrag: Slain Priest: 'Bury His Heart, But Not His Love' (National Public Radio, 9. September 2011)

10. September 2011

Ein Tag und die zehn Jahre danach

Die New York Times zu Nine-Eleven.

Naturnähe

Gerade hatte ich mich über die zweite Tomatenernte gefreut und mir zwei der kleinen süßen Sorte direkt vom Stock in den Mund gesteckt - und zwei Minuten später beißt mich die Spinne in den Finger, die ich aus Versehen mit ein paar alten Blättern aufgelesen hatte.

Wir sind definitiv außerhalb von Eden.

7. September 2011

Was katholische Schriftsteller so essen...

Johannes veranstaltet drüben auf seinem Blog eine Chestertonwoche, für die ich solidarisch ein Schmankerl beisteuere, das gestern auf Facebook auftauchte: die von GKC handsignierte Speisekarte eines Souper, das der Schriftsteller am 4. März 1924 genoß. Nein, da hatte die Fastenzeit noch nicht begonnen. Im Gegenteil: Es war das Abendessen am Shrove Tuesday, dem Fasnachtsdienstag...

Auf die Hors d'Oeuvres und eine Consommé folgten Schollenfilet und Lammkoteletts; ein gut englischer Tipsy Cake und eine Bombe Richelieu bereiteten Dessert und Kaffee vor.


(Quelle des Bildes: Top Meadow)

5. September 2011

Der Dichter für die Moralisten


Tja, im Kopfe trifft immer alles zusammen, was nicht zusammengehört. Zum Beispiel:

Da verfolgt man auf Facebook, hin- und hergerissen zwischen sarkastischem Lachen und hilfloser Empörung, einen dieser Web 2.0-Wortwechsel zum Thema des Kommunionempfangs für wiederverheiratete Geschiedene und liest dann bei Katholikos Diakonos die Posting-Überschrift: "Attn Moralists: At least be entertaining and ironic".

Und weiß, was einen wieder einmal gestört hat: Die vollständige Abwesenheit jeglicher Selbstkritik und die stattdessen zur Schau getragene Totalidentifikation des Willens Gottes mit dem eigenen kleinen Menschenköpfchen. Wenn ich nicht schon katholisch wäre: Jetzt würde ich es bestimmt nicht mehr werden wollen, dachte ich mir.

Scott Dodge, der Diakon hinterm Blog, verweist übrigens auf das Buch von Hilaire Belloc, seines Zeichens glühender Katholik und Freund von Gilbert Keith Chesterton, "Cautionary Tales for Children". Wer es genießen kann, genieße es. Wer verbiestert ist, bei dem nützt wohl auch Belloc nichts mehr. Da wird die schmerzhaft-heilende Gnade selber ran müssen. So wie bei den Pharisäern damals, kurz bevor sie ihre Steine fallen ließen, sich trollten und die Ehebrecherin allein Aug in Aug mit dem HErrn zurück ließen.

4. September 2011

Cardinal de Lubac, encore


(Mit Dank nach Berlin)

Paulinisches Sonntagslied

Ollabelle singen und spielen auf:



Zum Mitsingen:

"Born in the mountains, many years ago
Climbed these hills and valleys through the rain and snow
I've seen the lightning flashin', heard the thunder roll

I've endured, I've endured, how long must one endure

Barefoot in the summer, on into the fall
Too many mouths to feed, they couldn't clothe us all
Sent to church on Sunday to learn the golden rule

I've endured, I've endured, how long must one endure

I've worked for the rich, I've lived with the poor
I've seen many heartaches and I'll see many more
I've lived loved and sorrowed, been through success's door

I've endured, I've endured, how long must one endure"

Gebet für katholische Romanciers

P. Teilhard de Chardin sj, ein Freund des Père de Lubac übrigens, hat ein kleines Gebet geschrieben, das sich ideal und speziell auch zum Gebet des katholischen Schriftstellers eignet:

"Mein Gott, lass mir im Leben des Anderen dein Antlitz leuchten. Das unwiderstehliche Licht deiner Augen, das auf dem Grund der Dinge strahlt, hat mich schon zu jedem Werk begleitet, das ich vollbringen, und zu jedem Schmerz, den ich ertragen musste. Gib, dass ich dich auch und vor allem in Innersten der Seele meiner Brüder erkenne."

Henri de Lubac (1896 - 1991)


Zwanzigster Todestag von Henri de Lubac sj. Stefan Hartmann schreibt auf Facebook: "Er bleibt wesentlich."

Immer mehr lerne ich seine Weisheit schätzen, die sich vorschneller Parteinahme widersetzt und trotzdem Stellung bezieht. Er selbst spricht vom Paradox, der "Rückseite, deren Vorderseite die Synthese wäre."

In seinen "Glaubensparadoxen" (Einsiedeln: Johannes, 1972) stehen auf der gleichen Seite (S. 70) scheinbar unversöhnt die kurzen Texte:

"Es ist für einen Katholiken nicht ungefährlich, 'militant' (wie man sagt) zu sein. Denn einmal abgesehen von den innern Schlachten, die man gegen sich selber schlägt: wie sollte man, wenn man kämpft, nicht gegen jemanden kämpfen? Wie sich aber dann nicht gegen den Gleichmut, die Liebe, die Geduld, die Demut, selbst die Gerechtigkeit und noch andere Tugenden verfehlen, ohne die man nicht wahrer Katholik, a fortiori nicht wahrhaft 'militanter Katholik' sein?"

"Wenn man nicht selbst in Gefahr ist, aus Unrecht Vorteil zu ziehen, wenn man sich nicht selbst anstrengen muß, um seine Versuchung auszuschlagen, so muß man sich äußerst gemäßigt zeigen in der Weise, das Unrecht bei den Andern zu bekämpfen. Man vergesse auch nicht, daß manche im Namen der Gerechtigkeit fordern, die gutgläubig vielleicht, nichts anderes wollen als endlich stärker und überlegen zu sein."

"Man kann das Evangelium kaum schlimmer verraten, als indem man unter dem Mantel der Liebe die Ungerechtigkeit deckt und vollendet."


Alles Sätze, die sich eben nicht einfach so gegen andere einsetzen lassen - jedenfalls nicht, ohne dort wenigstens deren guten Glauben anzuerkennen. Sätze, die das "Katholische Und" als zu vollbringende, lebendige Balance vor den Leser stellen.

Mir scheint de Lubac gerade darin einer der großen Lehrer unseres Papstes gewesen zu sein.

2. September 2011

Nachtlektüre

Endlich mal wieder ein richtig guter, großer und spannender Roman. Schon zu verstehen, warum "All the King's Men" im Web vor einiger Zeit zum besten amerikanischen Roman gewählt wurde.

31. August 2011

Klagender Blogger und wenigstens eine gute Nachricht

Das Wenige, was sich im Web momentan aus dem Interview von Erzbischof Zollitsch mit der ZEIT nachlesen lässt, stimmt mich nicht besonders fröhlich - nicht daß es zum Thema Scheidung und Wiederheirat nichts zu sagen gäbe. Aber doch bitte nicht auf diesem populistisch-oberflächlichen Niveau. Barmherzigkeit für den armen Bundespräsidenten, bei dem im Leben was schief gelaufen ist und der bald, in der Papstmesse, zwar in der ersten Reihe sitzen, aber nicht zur Kommunion gehen darf. Und wenn die Grünen nicht nur in der Bischofsstadt den OB stellen, sondern im Bund auch noch zweitstärkste Partei werden können, dann wird es höchste Zeit, die katholischen Fahnen zu streichen und sich ein weiteres Mal wegzuducken. Bloß nicht auffallen, bloß die gesellschaftliche Nützlichkeit beweisen - damit im Fall des Falles die Kirchensteuer erhalten und in der deutschen Kirche alles beim alten bleibt.

Ich bin wahrlich kein Zollitsch-Kritiker und erwarte auch gar nicht, daß der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz mit mir übereinstimmt - wer wäre ich, das zu erwarten! Aber daß ich von dem Mitglied einer geistlichen Bewegung so gar keine Impulse einer geistlichen Erneuerung der Kirche sehe (und daß ich den Dialog- oder Gesprächsprozess für einen solchen halte, wird wohl niemand ernsthaft erwarten), das stimmt mich traurig. "Geistpflege" nennt man das, was imho fehlt, in der geistlichen Heimat, die ich mit Erzbischof Zollitsch teile. Statt dieser Geistpflege sehe und höre ich Zweckoptimismus: So schlimm ist es doch gar nicht; es könnte doch noch viel schlimmer kommen; wir sind doch alle gute Katholiken; Scharfmacherei giltet nicht, sondern schadet nur. Statt die deutsche Kirche wieder auf den Lebendigen GOtt hin zu orientieren: blassestes Gelb-Weiß allüberall, Profillosigkeit, innere Anpassung an Zeitgeist und komfortbürgerliches Mittelmaß.

Κυριε ελεησον. Erbarme Dich meiner, des Sünders, o HErr, und erbarme Dich Deiner Kirche in Deutschland.

Ach ja.

Die gute Nachricht des Tages kommt derweilen von Mashable: Blogger gets faster and better looking.

30. August 2011

Late Night Boogie



Ich verstehe bis heute nicht, warum mein Bruder müde abwinkte, als ich ihn, den klassischen Klavierschüler, fragte, ob er es nicht mal mit Boogie Woogie versuchen wolle.

Bis heute muß ich mich also mit Ersatzleuten begnügen, hier mit Albert Ammons und Pete Johnson.

Graham Greenes Bücher

Noch einmal in Sachen katholische Schriftsteller: Wer Zeit und Lust hat, beim Katalogisieren von Graham Greenes Bibliothek auf Librarything mitzuhelfen, kann sich hier schlau machen wie's geht und gleich anfangen.

In der Tat: Weiterbloggen!

Als ich Ciceros Posting "Weiterbloggen" las, der einen Artikel der Verlagsgruppe Bistumspresse mit dem Titel "“Papst läßt Blogs verstummen” kommentiert, fiel mir Bernhard von Clairvaux ein.

Der soll dem Diabolos, der ihm während einer besonders feurigen Predigt mit "Das machst du toll, lieber Bernhard!" schmeichelte, um ihn zum Aufhören zu bewegen, diesem Diabolos also soll Bernhard entgegnet haben:

"Ich habe wegen dir nicht angefangen. Da werde ich wegen dir auch nicht aufhören."

In diesem Sinn tatsächlich: Weiterbloggen. Egal was Journalisten sich klammheimlich wünschen.

Katholische Schriftsteller, nicht bei der Arbeit - Folge 8


Johannes hat auf seinem Blog ein Bild von Reinhard Schneider gepostet, das ich hier als achte Folge in meine Reihe aufnehme.

Der hochgewachsene Schriftsteller tritt auf die Straße hinaus, zu einem Spaziergang vielleicht, einem Besuch bei Freunden, einem Kirchgang. Von wann die Aufnahme wohl stammt? 1949 erkrankte Schneider schwer; auf späteren Bilder erscheint er ausgemergelt. Auch hier verbirgt der Mantel, wie es scheint, eine schmale Statur. Schneider lebte von 1938 bis zu seinem Tod am Ostersonntag 1958 in Freiburg i. Br., unternahm jedoch auch längere Reisen. In seinem letzten Lebensjahr verbrachte er vier Monate in Wien - sein Tagebuch aus dieser Zeit erschien postum unter dem Titel "Winter in Wien".


"Es gehört zum Mißgeschick des Wanderlebens, daß man in Städten aufwacht, auf die man sich nicht besinnen kann, und in Zimmern, in denen man sich nicht auskennt." (Winter in Wien.- Herderbücherei Band 152.- Freiburg: Herder, 1963, S. 15)

"Für einen Spaziergang im Stadtpark reicht es nicht, keine Kreatur also denn die Pferdchen leichter Lastwagen... Ich kann nicht sagen, was ich auf den Straßen, in den Nächten empfinde. Mit zermarternder Monotonie hämmern mir die Worte im Ohr: Nur der Adler ist da." (S. 53f)

"Die gemeinsame Sprache kann den Deutschen nicht darüber täuschen, daß er - tragischerweise - hier im Ausland ist; 'draußen' bezeichnet eine ebenso entschiedene Trennung wie 'abroad'... Eine fremde Sprache mag man sprechen; gut oder schlecht; aber niemals einen fremden Dialekt." (S 69f)

29. August 2011

Wir Wahrheitsverformer

Heather King ("Shirt of Flame") präsentiert eine Blütenlese aus Lorraine Murrays Buch über Flannery O'Connor ("The Abbess of Andalusia"), unter anderem auch diesen Satz:

"[A]nything the human being touches, even Christian truth, he deforms slightly to his own image."

Slightly deforming the truth... Und da wären wir noch gut.

28. August 2011

Doodle für deutschen Dichter


Goethe hat zum 262. Geburtstag von Google ein Doodle spendiert bekommen - Das freut uns natürlich, auch wenn der Dichter um den 28. August "nie viel Aufhebens gemacht [hat], selbst runde Geburtstage waren für ihn kein Anlass, Rückschau zu halten", wie Volker Hage 2009 zum 260. im Spiegel schrieb.

Aus gegebenem Anlaß, lesen wir dort weiter, machte sich der Dichter auch einmal älter:

"Wie alt er sei, fragte Napoleon. Goethe gab sein Alter vorauseilend mit 60 an. 'Ihr habt euch gut erhalten', schmeichelte der Kaiser."

Erklär' das mal dem 17jährigen, der an der Tanke kein Bier bekommt...