Paul Maria Zulehner sagt:
"Die Pfarrgemeinderäte sind hoch motiviert mitzuarbeiten - aber nicht um jeden Preis. Sie haben fünf Megasorgen: keine Kirchgänger, keine Kinder und Jugendliche, keine Ehrenamtliche, keine Priester am Ort, keine eigene Pfarrgemeinde. Überschrift darüber wäre: Keine Zukunft."
Sein Namenspatron vor 2000 Jahren startete ziemlich ähnlich: Ebenfalls bei Null oder wenig darüber. Die Überschrift war sicher nicht: "Keine Zukunft".
Einer der Unterschiede von damals zu heute war sicher, daß seiner Gemeinde nicht "synodale Elemente" wichtig waren, die Verwirklichung eigener Ideen, die schmerzlose Bekehrung oder gar eine gesellschaftlich akzeptable Berufung in die besondere Nachfolge Jesu in Armut, Gehorsam, Keuschheit oder ins Amt des Vorstehers. Vermutlich hätten seine Gemeindeältesten nicht von "hoher Motivation zur Mitarbeit" bei sich selbst geredet. Eher mit ihrem Apostel von dem Zwang, der auf ihnen liegt: von der Begegnung mit dem Gegenwärtigen Auferstandenen, die sie nicht mehr loslässt.
Ganz und gar sicher bin ich mir auch, daß der heilige Paulus Christusgläubige, die aus irgendwelchen Gründen mit leisem oder lautem Kirchenaustritt drohen, keinesfalls als die "Treuesten der Treuen" bezeichnet hättte.
"Ihr wollt mit Paulus Maria euren Weg gehen, der euch vom Leib Christi wegführt? Ist Christus für euch gestorben und wird für euch gegenwärtig in seiner Kirche - oder habt ihr gelitten für die Kirche, habt sie erlöst mit eurem Blut? Brüder, seht doch ein: Aus seiner Gnade lebt ihr, und ihr werdet sie nicht finden außerhalb der Versammlung der Glaubenden. Wer seid ihr, daß ihr nicht danken müsstet für das, was ihr empfangen habt? Und wie seid ihr so weit gekommen, daß ihr Bedingungen stellen könntet und von eurer eigenen kleinen Kirche träumt, nach eurem Maß - statt zu empfangen und zu danken, statt euch hineingestalten zu lassen in den Leib Christi, in die Kirche, die er so liebte, daß er aus Liebe bis ans Ende ging?"
So oder so ähnlich hätte Paulus an die Österreicher geschrieben. Und den Bruder Paul Maria bestimmt nicht ausgespart aus seinen Predigten. Dem hätten die Ohren geglüht.
4. März 2010
Kleine Spekulation über eine Predigt des heiligen Apostels Paulus an die Österreicher
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4 Kommentare:
Volltreffer, Scipio.
Ich wünsche mir einen fingierten Brief des Apostels an Australier und Deutsche...
Mindestens was die Aussies angeht, musst Du den schreiben. Da kenne ich mich überhaupt nicht aus...
Aha. Also am besten gar nicht zur Kenntnis nehmen? Alles super in der Kirche?
Ich frag mich schon lange nicht mehr, was Jesus oder Paulus wohl zu anderen Leuten sagen würde.
Was würden die beiden wohl zu mir sagen?
Und ich will mich auch nicht mehr mit den üblichen Schablonen beider Seiten (Alles ist super / Alles ist scheiße) zufrieden geben.
Marcus
Stark! Danke, Scipio!
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