Godehard Brüntrup sj tut einen Blick in die Dunkelheit, um der Opfer willen:
"Der liberale Katholik wird geneigt sein, den Zölibat und die kirchliche Sexualethik als Ursachen zu sehen, der konservative Katholik wird hingegen die permissive Gesellschaft als Schuldigen entdecken, deren giftige Dämpfe durch die nach dem Konzil geöffneten Fenster der Priesterseminare zogen. Solche Abstraktionen treffen kaum die konkrete Realität der Täter, sondern dienen hauptsächlich der intellektuellen Selbstvergewisserung ihrer jeweiligen Autoren. Wenn man nur einmal die beiden angeklagten ehemaligen Jesuiten im Canisiuskolleg heranzieht, so erkennt man bereits, dass die Psychopathologie ihres Missbrauchs so unterschiedlich ist, dass man sie unmöglich auf eine gemeinsame gesellschaftliche oder kirchliche Ursache zurückführen kann. Die Banalität des Bösen liegt auch und gerade in seiner unableitbaren Individualität, dem zusammengewachsenen Geflecht einer ganz individuellen Biographie, insbesondere einer ganz individuellen Kindheit. Es ist interessant, dass gerade die aufgeklärten Kreise unserer Gesellschaft diese Lektion Freuds anscheinend nicht gelernt haben. Theologisch gesprochen liegt die Banalität des Bösen auch in seiner alle Menschen durchdringenden Präsenz. Fast jeder ist unter geeigneten Umständen potenziell ein Gewalttäter, auch gegen Kinder. Es gibt daher keine simplen, verallgemeinernden Erklärungen." (Tagespost vom 2. März 2010 / Zenit)
2. März 2010
Hinwendung zu den Opfern
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3 Kommentare:
He, schreibt er auch, dass er bei Hannah Arendt klaut? ;-)
Solange er das Richtige klaut und solange es da, wo er klaut, was zu holen gibt ...
natürlich hat der individuelle missbrauch nichts mit "liberal" oder "konservativ" zu tun - aber der Umgang damit schon. Und wer die Sexuallehre der Kirche ohnedies nicht mehr wirklich vertritt, der ist vielleicht auch anfälliger dafür, seinen Trieben nachzugeben.
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