Ist wirklich alles wunder-voll, weil zeichenhaft und bedeutsam? Bloy verschärft sein Ja sogar mit dem Satz: "Alles, was geschieht, ist anbetungswürdig."
Und die Orte des Grauens? (Zählen wir ein paar auf, damit sie sich nicht um Vergangen-Abstrakten verlieren: Auschwitz, der GULAG, Srebrenica, Burundi, WTC) Auch zum Auf-die-Knie-gehen vor IHM?
Mir bleibt nichts anderes als: Ja, auf die Knie, trotzdem. Auch wenn ich das Zeichen nicht entschlüsseln kann. Wir alle können es nicht - nicht hier, nicht jetzt, nicht diesseits.
15. September 2002
Kierkegaard zur Reduplikation, zum Sehen, Denken, Reden vor Gott unter der Wirklichkeit, daß Er uns jetzt - beim Schreiben und Lesen dieser Sätze - sieht, liebt, erkennt:
"Das Merkwürdige in der Weise, wie die Menschen zu Gott oder über ihr Verhältnis zu Gott reden, ist, daß es ihnen ganz zu entgehen scheint, daß es Gott ja auch hört. Ein Mann sagt: »Jetzt habe ich keine Gelegenheit oder Sammlung, um an Gott zu denken, aber etwas später.« Oder noch besser, ein junger Mensch sagt: »Jetzt bin ich zu jung, ich will erst das Leben genießen - aber dann.« Ob es wohl möglich wäre, so zu reden, wenn man bedächte, daß Gott es ja auch hört?
Aber die Reduplikation sieht man fast nie. Ich kenne eigentlich keinen einzigen religiösen Schriftsteller (es wäre denn Augustinus), der wirklich seinen Gedanken redupliziert."
(zitiert nach H. Roos: Kierkegaard nachkonziliar.- Einsiedeln: Johannes, 1967, S. 43)
Unter den großen Theologen nach Kierkegaard ist es vor allem Hans Urs von Balthasar, der systematisch "redupliziert".
"Das Merkwürdige in der Weise, wie die Menschen zu Gott oder über ihr Verhältnis zu Gott reden, ist, daß es ihnen ganz zu entgehen scheint, daß es Gott ja auch hört. Ein Mann sagt: »Jetzt habe ich keine Gelegenheit oder Sammlung, um an Gott zu denken, aber etwas später.« Oder noch besser, ein junger Mensch sagt: »Jetzt bin ich zu jung, ich will erst das Leben genießen - aber dann.« Ob es wohl möglich wäre, so zu reden, wenn man bedächte, daß Gott es ja auch hört?
Aber die Reduplikation sieht man fast nie. Ich kenne eigentlich keinen einzigen religiösen Schriftsteller (es wäre denn Augustinus), der wirklich seinen Gedanken redupliziert."
(zitiert nach H. Roos: Kierkegaard nachkonziliar.- Einsiedeln: Johannes, 1967, S. 43)
Unter den großen Theologen nach Kierkegaard ist es vor allem Hans Urs von Balthasar, der systematisch "redupliziert".
Nicht um Aliens und ominöse Kreise in Maisfeldern geht es in "Signs". Sondern um den Glauben und das Sehen der Welt, der kleinen und großen Dinge und Ereignisse in ihr als Zeichen, als Fakten mit Bedeutung, ja sogar als Wunder. Die Welt, die Geschichte - beide sind zeichenhaft und daher wunder-voll. Der Film buchstabiert das in den dramatischen Stunden der Bedrohung durch eine unbekannte, jenseitige Gefahr durch.
Jetzt wird der sinnlose Unfalltod seiner Frau für Graham zum Zeichen . Ein Zeichen, an dem er zu zerbrechen drohte - und mit ihm seine Kinder und sein Bruder, solange die Stunde noch nicht da war, für die die "Message" gedacht war.
"Sag Graham, er soll sehen." - das sind die Worte der sterbenden Ehefrau an ihren Priester-Gatten. Ein Sehen, das zur Tat wird: "Sag Merrill, er soll draufhauen".
Jetzt wird der sinnlose Unfalltod seiner Frau für Graham zum Zeichen . Ein Zeichen, an dem er zu zerbrechen drohte - und mit ihm seine Kinder und sein Bruder, solange die Stunde noch nicht da war, für die die "Message" gedacht war.
"Sag Graham, er soll sehen." - das sind die Worte der sterbenden Ehefrau an ihren Priester-Gatten. Ein Sehen, das zur Tat wird: "Sag Merrill, er soll draufhauen".
3. September 2002
Gefunden bei http://zirbel.editthispage.com/2001/04/18: ein Ausschnitt aus einem Interview mit Joseph Beuys:
Glaube heißt über Beuys hinaus auch, diese Realität nicht nur als Wirkung auf mich und andere Menschen für real zu halten, sondern auch für SICH - si homo non daretur.
Friedhelm Mennekes: Sie meinen, die Kirche habe es nicht geschafft, das Christliche für unsere Zeit sakramental präsent zu setzen?(Joseph Beuys im Gespräch mit Friedhelm Mennekes, in: Franz Joseph van der Grinten/Friedhelm Mennekes: Menschenbild - Christusbild. Auseinandersetzung mit einem Thema der Gegenwartskunst, Stuttgart 1984, 103-117, hier: 105.)
Joseph Beuys: Sakramentale Präsenz ist gut. Die Sakramente haben es versucht, die christliche Substanz als reale Präsenz dieser Grundkraft ins Bewußtsein zu bringen. Sie haben das während einer Zeit sehr richtig tun können, als noch der Glaube für den Menschen ein Erkenntnisorgan war. (...) Die alten Glaubenskräfte sind nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Es müssen ganz andere Erkenntniskräfte, andere Wahrheitskräfte im Menschen in Gang gebracht werden. (...) Aber gerade in dieser absoluten Abgeschiedenheit ... für diese einfachen instinktiven Kräfte oder Glaubenskräfte, die die Menschen früher hatten, und die erloschen sind, ist dennoch diese Kraft nicht tot, sondern lebendiger als je zuvor. (...) Sie ist kein Bestandteil unserer traditionellen sog. Kultur mehr, aber sie ist real präsent.
Glaube heißt über Beuys hinaus auch, diese Realität nicht nur als Wirkung auf mich und andere Menschen für real zu halten, sondern auch für SICH - si homo non daretur.
Abonnieren
Posts (Atom)