3. September 2002

Gefunden bei http://zirbel.editthispage.com/2001/04/18: ein Ausschnitt aus einem Interview mit Joseph Beuys:
Friedhelm Mennekes: Sie meinen, die Kirche habe es nicht geschafft, das Christliche für unsere Zeit sakramental präsent zu setzen?
Joseph Beuys: Sakramentale Präsenz ist gut. Die Sakramente haben es versucht, die christliche Substanz als reale Präsenz dieser Grundkraft ins Bewußtsein zu bringen. Sie haben das während einer Zeit sehr richtig tun können, als noch der Glaube für den Menschen ein Erkenntnisorgan war. (...) Die alten Glaubenskräfte sind nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Es müssen ganz andere Erkenntniskräfte, andere Wahrheitskräfte im Menschen in Gang gebracht werden. (...) Aber gerade in dieser absoluten Abgeschiedenheit ... für diese einfachen instinktiven Kräfte oder Glaubenskräfte, die die Menschen früher hatten, und die erloschen sind, ist dennoch diese Kraft nicht tot, sondern lebendiger als je zuvor. (...) Sie ist kein Bestandteil unserer traditionellen sog. Kultur mehr, aber sie ist real präsent.
(Joseph Beuys im Gespräch mit Friedhelm Mennekes, in: Franz Joseph van der Grinten/Friedhelm Mennekes: Menschenbild - Christusbild. Auseinandersetzung mit einem Thema der Gegenwartskunst, Stuttgart 1984, 103-117, hier: 105.)

Glaube heißt über Beuys hinaus auch, diese Realität nicht nur als Wirkung auf mich und andere Menschen für real zu halten, sondern auch für SICH - si homo non daretur.

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