30. Oktober 2004

3 Tage in "Big Easy"

TSO war kürzlich drei Tage in New Orleans und schrieb für seinen Blog einen imho sehr witzigen Reisebericht, der alle unsere Vorteile bestätigt...

"We ate at Mike Anderson’s that night, a seafood restaurant, and I had the obligatory alligator appetizer. I’d forgotten how it tasted. Not that great. Rather chewy. (I’ll avoid the ‘tastes like chicken’ gibe, which is now older than Methuselah, which, come to think of it, is a pretty old cliche itself.) The 'Big Easy' is in many ways our opposite: loose, spontaneous, heedlessly lustful. One gets the sense they don’t live in their head so much. At the restaurant I spotted a table that looked like four locals. Late 50s-something guy with a Southern ballcap with some strand (not hair) trailing from the back. 20-ish year old girl wearing lingerie and who looked like a hooker in the old timey brothel sense, rather than the Brittany Spears sense. Another woman in her 40s and a man in his 30s. Good mix of ages and there was warmth and listening and eye contact and toasts. A special occasion? Perhaps. Perhaps not? Travel is most interesting when we listen to what another culture is telling us.

Went to a hoppin’ Cajun music playing joint on Bourbon Street that night, which was okay except that audience participation was the rule, not the exception, and we were stiffer than a grove of knotty pines. The lead singer of the cleverly-named “Mitchell Cormier and the Can’t Hardly Playboys” eventually got around to personally inviting me to wear an aluminum washboard played with spoons but I declined and he said he would refuse to beg. Observers tend to like to observe rather than be observed. Or so I rationalized. Mark and Sandy were smart enough not to make eye contact and so weren’t asked."

29. Oktober 2004

Small is Beautiful is Catholic

Joseph Pearce: The Education of E.F. Schumacher (godspy)
Hexen würden Kerry wählen

"Allzu häufig wird übersehen, daß Kerry große Sympathien bei selbsternannten Hexen, Magiern, Schamanen, Wahrsagern und Anhängern vorchristlicher Gottheiten genießt. Nach einer Umfrage des Hexenforums „Witches Voice” wollen mehr als 65 Prozent der Spiritualisten für Kerry stimmen. Bush scheint dagegen bei Zauberern und Druiden eher unbeliebt zu sein. Er erhält in der Hexen-Umfrage nur 15 Prozent der Stimmen."

Und was will uns das jetzt sagen? (Wahl in Amerika: Bush vs. Kerry - FAZ.NET)
Dichterblog

Handke für den Tag
Blick aus dem Fenster

Zweifaches grau - ein helles und ein mittleres. Gebeugte Lampenmasten mit zerbröckelnden Schirmen. Über den schmutzigweißen Wolkenhimmel huschen blaue Schatten.
Ökumenische Buchempfehlung für das katholische Jahr

Alexander Schmemann: Die Eucharistie: Sakrament des Gottesreichs.- Freiburg: Johannes, 2004, ca. 300 Seiten, ca. 17,- €

Verlagsinfo
Kandidatengucken

Nicht nur die aktuellen, sondern auch die verflossenen Kandidaten für den Titel "Mächtigster Mann der Welt" bringt uns The Living Room Candidate auf den Bildschirm. Jede Menge TV Ads seit 1952 (Ike vs. Adlai Stevenson). Absolutely remarkable.

28. Oktober 2004

Anglikanische Gegenwart

Peter Akinola, Erzbischof von Lagos: "'Der Westen hat sich in eine neue Religion verwickelt, mit der wir keinen Umgang pflegen können', zitiert der britische Sender BBC den Primas, der derzeit ein Bischofstreffen im nigerianischen Lagos leitet. Niemand solle meinen, dass die Kirchen Afrikas wegen westlicher Gelder ihr Denken änderten. Die Ausbildung afrikanischer Priester in den Vereinigten Staaten und Europa müsse überdacht werden." (Eigene Theologie für Afrika? - Tagespost)

Peter Jensen, Erzbischof von Sydney: "The rift in Australia's Anglican church has deepened, with Sydney Archbishop Peter Jensen repeating his contentious warning that the church faces extinction without urgent action... "I stick to my belief that the national church has a short lifespan if action is not taken urgently." (news.com.au)

Rev. Glyn Ruppe-Melnyk, Malvern, PA, USA betätigt sich derweil neopagan als Druidin und verfasst gleicherweise Mondrituale (""In the Face of the Moon we honor Our Lady, who was of old called among humankind Isis, Artemis, Astarte, Aphrodite, Diana, Mary, and by many other Names.") und alternative Eucharistiemodelle, die mit Rosinenkeksen das Ewig-Göttlich-Weibliche verehren und auf den offiziellen Seiten der Episcopalian Church USA auftauch(t)en. (Christianity Today Weblog)

Und Rowan Williams, Erzbischof von Caterbury? "Stuck between the Rock of Ages and a hard place"! (slate)

27. Oktober 2004

Hey, Nostradamus

Kathy Shaidle von relapsed catholic empfiehlt den inzwischen erwachsenen Generation X-Lesern das inzwischen schon wieder vorletzte Buch von Douglas Coupland.

"I believe that what separates humanity from everything else in the world -- spaghetti, binder paper, deep-sea creatures, edelweiss and Mount McKinley -- is that humanity alone has the capacity at any given moment to commit all possible sins. Even those of us who try to live a good and true life remain as far away from grace as the Hillside Strangler or any demon who ever tried to poison the village well. What happened that morning only confirms this." (aus Hey, Nostradamus)
"Die Kirche bleibt ein Stachel"

- Paul Badde in der Welt über ein Podiumsgespräch zwischen Kardinal Ratzinger und dem italienischen Historiker Ernesto Galli della Loggia.
Neuwort

Integration ausländischer Mitbürger ist ja immer beiderseitig: Auch die geborenen Deutschen passen sich an und freuen sich über jede Bereicherung ihrer Sprache und Kultur.

Entsprechend freute ich mich gestern beim Vorbeifahren an einem jener Läden, die billige Auslandstelefonate ermöglichen, über das Neuwort im Schaufenster: "Augapsst!" Ganz eindeutig ein kondensierter Aufruf zu stiller Aufmerksamkeit.

26. Oktober 2004

Der Weihnachts-Chesterton

Georg Alois Oblinger hat in der Tagespost eine Chesterton-Sammlung empfohlen: 33 Texte von GKC über sein Lieblingsfest Weihnachten.

Mehr beim Verlag nova & vetera.
Der gute Bekannte

"Wer zu viel weiß, neigt dazu, den Boten Gottes kleiner zu machen als er ist. Ist das der Grund dafür, weshalb wir im Johannesevangelium und bei Paulus so wenig Persönliches und Biografisches über Jesus erfahren? Und imdem wir das überlegen, entdecken wir, dass hier eine Gefahr auch moderner Frömmigkeit liegt, die Jesus auf allerlei Weise als 'Bruder', als 'Kumpel' andienen möchte. Dann ist Jesus einer von uns, aber zugleich ist das Fremde, der Auftrag Gottes, das Heilige und Unvereinnahmbare wie weggepustet. (...) Nein, Jesus ist fremd und gefährlich. Wer ihn vereinnahmt, nimmt der christlichen Religion ihre Strahlkraft und ihre notwendige Faszination." (Klaus Berger: Jesus, S. 429 und 431)
Centenaire

Madeleine Delbrêl (24. Oktober 1904 - 13. Oktober 1964)

25. Oktober 2004

"We still don't know what was used for wiping in those days"

Luthers Toilette
Kürbis und Hexen

Keine Chance, Halloween zu entgehen. Nicht einmal als Joghurtesser: Die aktuelle Bauer-Edition mit Blutorange-Kürbis-Geschmack schmückt sich mit einem orange-schwarzen Kürbisgeist und schmeckt doch wie die anderen Sorten .

In den U.S. of A. ist man wie üblich ein Stück weiter: Der Schulbezirk von Puyallup, WA möchte den weiblichen Klerus des Wicca-Kults nicht beleidigen und sagt deshalb die Halloween-Feierlichkeiten ab.

"'Witches with pointy noses and things like that are not respective symbols of the Wiccan religion and so we want to be respectful of that,' said Hansen.

The Wiccan, or Pagan, religion is growing in the U.S. and there are Wiccan groups in Puyallup.

Number eight on the district's guidelines related to holidays and celebrations reads as follows: 'Use of derogatory stereotypes is prohibited, such as the traditional image of a witch, which is offensive to members of the Wiccan religion.'

'I do lots of things that are not revolving around wearing a black outfit and stirring a cauldron,' said Wiccan Priestess Cheryl Sulyma-Masson in an interview with ABC News where she explained that Wiccans (or Pagan Clergy) celebrate nature, not Satan."
Manchmal ist die ganze Political Correctness doch zu etwas nutze. (komo1000 news via Saintly Salmagundi)
Hierarchie

"Im Finanzamt von X gab es in den 60er Jahren

a) den Vorsteher namens Priester,
b) den Abteilungsleiter namens Bischof und
c) den Pförtner namens Papst.

Das war noch die richtige Hierarchie - von Unten nach Oben ..."

Eine nette Anekdote - getrübt von der Tatsache, daß der, der sie schelmisch-kritisch erzählt, selber Priester ist - noch dazu einer, der seinen Claim hyperkritisch gegen alle Einmischungsversuche von oben bzw. unten absteckt.

22. Oktober 2004

Noch ein Kapitel Heiligenverehrung

Anthony Daniels im New Criterion über den Kult des Hl. Ernesto von Kuba.
Mind your own business

Wenn man sich in die inneren Angelegenheiten anderer einmischt, darf man sich nicht wundern, wenn die darüber nicht erfreut sind:

Der Guardian rief seine Leser auf, persönliche Briefe an Wahlberechtigte in Clark County, OH, USA zu schicken und ihnen die Wahl des einzig richtigen Kandidaten ans Herz zu legen. Jetzt kommen die Antwortbriefe der wenig erfreuten Ohioans. Der Guardian rudert nun zurück.

21. Oktober 2004

Vita Poetae

'E.E. Cummings: A Biography' (washingtonpost.com)
"My next novel shall be mainly given to ass-kicking for Jesus' sake."

Mein halbjährliches Ceterum Censeo: Im übrigen meine ich, daß Walker Percy gelesen werden sollte.

Mars Hill Review bietet einen interessanten Einstiegsartikel für den katholischen Percy-Novizen (und für alle anderen ebenso):

"So why is man so sad in this present age? And how can the believing artist offer any hope of redemption? Percy knew that we must, first of all, carefully, honestly, unflinchingly, diagnose the sickness, declaring the bad news to the patient. This is Percy's concept of "ass-kicking for Jesus' sake." We are, in a sense, dead. Scientific humanism will provide interesting information but it will not bring us to life. Nor will a defunct, discredited Christendom. And yet, as Will Barrett discovers, knowing as much at least allows for the possibility of resurrection.

(...)

Will Barrett, the searcher and wrestler, also encounters God's surprising, grace. After Will's experiment, which was to prove conclusively whether God exists or not, is met with a maybe, it is God who woos Will. A young woman named Allison, a recent escapee from the mental hospital, becomes a symbol of God's presence. Will befriends her and the two fall in love. It is the first time for both of them that the word love, the most worn out word in the English language, has ever had any meaning. In the last paragraph of the novel, Will's own experiment having failed, he suddenly becomes aware that Allison may be the sign he was demanding. Will asks, "Is she a gift and therefore a sign of the giver?" Percy would like us to say yes.

But this gift of faith doesn't preclude all doubt. There will be wrestling with doubt, with unidentified despair, and particularly, with God. But there will also be signs, perhaps in the form of a deep longing, of God's grace. Tom More, the main character in Love in the Ruins, speaks for Percy and all those who are onto the search, when he prays:

Dear God, I can see it now, why can't I see it at other times, that it is you I love in the beauty of the world and in all the lovely girls and dear good friends, and it is pilgrims we are, wayfarers on a journey, and not pigs nor angels."
Clash of Cultures

Da hört doch die Ökumene auf! Fassungslos berichtet Carole Soland im Alt-Katholiken-Blatt Christen heute über eine ökumenische Frauenkonferenz in Volkos (Griechenland).

"Ausgehend von dem, was die drei orthodoxen Frauen über ihre Heiligen erzählten, entwickelten sich angeregte Diskussionen. Vor allem eine Frage interessierte die Teilnehmerinnen: wie weit das Bild der heutigen Frau in den orthodoxen Ländern vom religiösen Heiligenbild ihrer Kirchen abweicht oder eben übereinstimmt. Die dadurch gewonnenen Einblicke waren sehr aufschlussreich und ließen - gerade aus der Perspektive nicht-orthodoxer, westeuropäischer Frauen - tief blicken. Sämtliche orthodoxen Referentinnen brachten klar zum Ausdruck, dass die Aufgabe der Frau das Muttersein, das Helfen und Dienen und Bedienen (vor allem des Ehemannes) sei. Als oberstes Vorbild steht für sie ganz klar Maria, die Mutter Gottes. Fällt eine Frau von diesem Ideal ab, ist der Schritt zur 'Hure', zur Sünderin, nicht weit.

Einzig die georgische Rednerin zeigte ein aus westlicher Sicht etwas progressiveres Bild auf, welches einer Frau durchaus auch ein eigenes Berufsleben attestiert, ohne sie gleich in den Topf der schlechten Frauen zu werfen, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind, statt sich um die Familie zu kümmern - Kunststück, die Georgierin ist selber berufstätig.

Ob solcher zum Teil recht konservativer Ansichten fielen die Reaktionen der übrigen Teilnehmerinnen ziemlich unterschiedlich aus: Sie reichten von Zustimmung über leichte Verwunderung bis hin zu absoluter Fassungslosigkeit."
Liebe Frau Soland, Fortschritt ist nur gleichzeitig, nie gleichmäßig. Danken Sie Ihrem/r Gott/Göttin dafür, daß Er/Sie Sie bereits mit Einsichten beschenkt hat, die anderen noch bevorstehen. Die Aufgabe eines Dialogs, wie Sie und Ihre Kolleginnen ihn dankenswerterweise immer wieder mit den zurückgebliebenen Frauen der Orthodoxie führen, besteht doch gerade nicht darin, die Anderen zu verstehen, sondern sie geduldig in die Ihnen und uns allen schon geschenkte Helle zu führen. Sie kennen das Ziel, nun bitte ich Sie um etwas maternalistische Geduld!

20. Oktober 2004

Via Media

Die Lambeth Commission on Communion sollte den "Impact" der Bischofsweihe von Gene Robinson auf die Anglikanische Gemeinschaft untersuchen und hat nun ihren Report vorgelegt.

Eine bebilderte Kurzfassung präsentiert die wibsite.

Der Weblog von Christianity Today bringt den Report auf diese Punkte:
  • "Acting against Scripture, tradition, and church teaching isn't as bad as saying these things make you un-Anglican.
  • A church going off on its own isn't as bad as saying a church is off on its own.
  • Being apostate isn't as bad as calling someone apostate.
  • Actions aren't so bad. Words matter more."
Ausgiebige Diskussionen auch bei den Thinking Anglicans mit jeder Menge Links.

Deutsche Reaktionen kenne ich aktuell keine - nicht mal in der FAZ.

19. Oktober 2004

Mountain Stream

Außer 730 Schriftarten für 85+ Sprachen bietet Howard M. Berlin ein vermutlich ziemlich umfassendes Verzeichnis mit Bluegrass und Old Timey Audio Streams.
Identität

Fazit des Vortrages von Vinzenz Pfnür (Münster): Kirchengeschichte als Anwalt christlicher Identität
"Insgesamt gesehen, auch im Blick auf die Kirchen- und Theologiegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts mit ihren starken Ausschlägen von der liberalen Theologie zur dialektischen, oder vom Existenzialismus zur politischen Theologie, liegt die Kontinuität und durchgehende Identität mehr bei den christlichen Gemeinden, die Gottesdienst feierten und sich der Hilfebedürftigen annahmen. Ich persönlich gestehe auch, daß meine Sympathie mehr auf Seiten der einfachen Bauern ist, die die Wieskirche (jetzt Weltkulturerbe) vor dem Abriß bewahrten, als auf Seiten der aufgeklärten Säkularisierer, die das Kirchengebäude und das Inventar nur unter dem Aspekt der Verwertung und des Nutzens sahen und die den Kirchenglocken nur unter dem Gesichtspunkt Bedeutung zumaßen, daß man daraus Kanonen machen konnte."

Fastenzeit

Bischöfe greifen zum Rotstift (Tagespost)

18. Oktober 2004

Pavel Florenskij: Ikonostase

"Wie durch ein Fenster sehe ich die Gottesmutter, die Gottesmutter Selbst, zu ihr selbst bete ich, von Angesicht zu Angesicht, und keineswegs zu ihrer Abbildung ... Es gibt ein Brett mit Farben und es gibt die Mutter des Herrn Selbst. Ein Fenster ist ein Fenster, und das Brett der Ikone ist Brett, Farben, Firnis. Aber jenseits des Fensters ist die Gottesmutter Selbst zu schauen; jenseits des Fensters - die Vision der Reinsten Jungfrau."

"Die Ikonostase ist eine Vision. Die Ikonostase ist eine Erscheinung der Heiligen und der Engel, eine Angelophanie, eine Erscheinung der himmlischen Zeugen, und vor allem der Muttergottes und Christi Selbst im Fleisch - der Zeugen, die verkünden, was jenseits des Fleisches ist." (Quelle)
Ikonostase

MadonnaShots

16. Oktober 2004

Zur Abwechslung: Ein Film



Ever wondered what the most important thing in life is?

Papal Cab shows you. A 10 minute cab ride full of divine wisdom! Go - watch!

"It's the perfect ride for Catholics on the go who need to combine cab time with confessionals. It's Papal Cab! An overly-busy executive takes a spin in the Papal Cab and learns a valuable lesson about sacrifice and what's really important in life."
(via Shrine of the Holy Whapping)
Ich geh meilenweit für eine katholische Messe

"Erst wenn die Eucharistie für die Gläubigen wieder das Herzstück des Sonntags wird, und sie sich für den Besuch des Messopfers dieselbe Mobilität abverlangen, die sie für Ausflüge selbstverständlich aufbringen, wird das törichte Gejammer um die geringere 'Gottesdienstdichte' verstummen. Die Vorstellung, der Messbesuch habe etwas mit der Nähe zur eigenen Haustür zu tun, mag Anhängern des zu Tode gerittenen Pfarrprinzips entgegenkommen, der mündige Laie kann sie getrost beiseite schieben.

Für die gebührende Wertschätzung der Eucharistie ist nicht ausschlaggebend, ob die Ortskirche Konzessionen an die Bequemlichkeit der Gläubigen macht oder gar versucht, Pastoral über einen mittelalterlich anmutenden Pfarrzwang zu reglementieren. Viel entscheidender ist, dass die heilige Messe, wie der Papst schreibt, 'gut gefeiert wird'." (Regina Einig: Wofür es sich aufzustehen lohnt / Die Tagespost)
Zustimmungspflichtig - mit der Klarstellung, daß ich (vermutlich so wenig wie Regina Einig) "Mündigkeit" nicht für das/ein Top-Entwicklungsziel eines Christen/einer Christin halte... Die richtige Mündigkeit stellt sich höchstens indirekt ein; wer sie direkt erstrebt, wird sehr leicht zum Wichtigtuer, Rechthaber, Dauerquatscher, Großmaul - oder schlimmer zum Gebets- oder Gehorsamsverächter.

15. Oktober 2004

Maximal minimal

Wenn der Minimal-Architekt John Pawson im 21. Jahrhundert und in einer postkommunistischen Gegend ein neues Zisterzienserkloster baut, sieht das z.B. so aus:



Mehr Infos: Kloster Novy Dvur, BauNetz für Architekten und bei Godspy.

"Pawson has translated them into Novy Dvur, the first monastery to be built in the Czech Republic for more than half a century. 'In those places where the monks stay for a long time on their knees, make sure that the floor is not in stone,' the abbot's brief asked. If there were any stained glass windows, 'there should be no colour, according to our tradition'. In the library, the brief asked for 'doors that don't slam, and a floor that mustn't creak'.

In the dormitory, there should be 'a cubicle for each monk, closed by a curtain, with a special snorers' section 'for about a quarter of the total'. They take the form of white cubes."
Rot, nicht weiß

Erfolg ist keiner der Namen Gottes - aber Ferrari bedankt sich trotzdem bei Seinem Vikar.

14. Oktober 2004

Die drei Berger

Wer einen Fachkollegen als "einen Theologen sonnigsten Gemüts ohne Feinde" bezeichnet, muß sich nicht wundern, wenn er bei der nächsten Gelegenheit ebenfalls zweideutige Komplimente zurückbekommt.

Thomas Söding hat das "Jesus"-Buch von Klaus Berger für den "Christ in der Gegenwart" rezensiert. Fazit:
"Der 'Jesus' von Klaus Berger ist kein wissenschaftliches Buch. Es ist nicht für Universität und Schule geschrieben. Es ist ein Bekenntnis- und Meditationsbuch. Man kann es (ein Kompliment) wie einen neuen Jesusroman lesen, der, Umberto Eco hat es vorgemacht, weniger die Story seines Helden erzählt als die Impressionen seines Autors und die Geschichten seiner Leser. Die Teile sind mehr als das Ganze. Die Prozesse, die das Buch auslöst, sind wichtiger als die Aussagen, die es trifft. Die Provokation ist Teil der Inszenierung. Und auch, daß dies durchschaut wird, ist einkalkuliert.
'Ich möchte Menschen antworten, die fragen, ob Jesus heute noch irgendeine Bedeutung hat.' Das ganze Buch mit seinem raffinierten Arrangement dient diesem schlichten Ziel. Wie stark auch immer sich viele über die vollkommen einseitige Kritik der Ökumene ärgern werden und wie wenig man dem Lamento über die katastrophale Lage des Glaubens und der exegetischen Wissenschaft zustimmen mag - am Ende ist doch nur eines wichtig: daß viele ihre Antwort finden, indem sie einen der vielen Impulse des Buches aufgreifen und anderes einfach beiseite lassen."
Unterm Strich nicht gerade viel Lob. Impulse zum Nachdenken geben - das kann fast jeder.

Ich selber habe mich bei Berger inzwischen bis S. 200 vorgelesen - weit genug für einen ersten Eindruck. Nicht die Personen Berger I (der Fachexeget) und Berger II (der bissige Kritiker, der das Außenseitertum nicht fürchtet) haben dieses Buch geschrieben, sondern vor allem Berger III: derjenige Klaus Berger, der andere zu Jesus bringen will und der dafür sein ganzes Wissen und seinen ganzen Biss, aber auch sein Herz und sein Leben einsetzt. Ein Berger, der ganz das Zeug hätte zum volkstümlichen christlichen Autor - wenn er denn Rücksicht nähme auf das übliche Aufnahmevermögen der Zeitgenossen.

700 Seiten sind eine Menge Holz für ein religiöses Buch - umso mehr als Berger III Berger I in seine Dienste nimmt: Er gestattet ihm zwar keinen wissenschaftlichen Apparat, dafür aber ein beständiges Aufblitzen-lassen exegetischer Einsichten. Ich bin fasziniert und möchte immer weiterlesen - ermüde aber doch nach 20 Seiten: zu vieles steht da, was bedacht sein will, was sich setzen muß.

Berger II wird ebenfalls eingespannt: Er sorgt für die Leichtigkeit des Stils, die flotte Schreibe, die "flapsigen Formulierungen"(Söding) - und darf seine Lieblingsthemen einfließen lassen: den erlösungswürdigen Zustand von Kirche, Theologie und Christen; die Vorurteile der Zeitgenossen und der Exegeten als ihrer Untergruppe; harmoniesüchtige Jesus-Liberalisierer und trostsuchende Christen, die sich allzu gern mit einem weichen Double des Jesus von Nazareth begnügen.

Und was macht Berger III? Er versucht schlicht und einfach zu sehen, was ist - in einer Umschreibung Edith Steins:
"Die Sache müsse sich vielmehr selbst zeigen, wie sie in sich selbst ist. Und wenn man fragt, wer ist Gott, dann muß man so lange auf sein Wort hören, bis er selbst zu sprechen beginnt. (...) Mit der Bibel ist es fast wie mit der Eucharistie, dem Abendmahl. Unter den Gestalten von Brot und Wein ist Jesus real gegenwärtig. Ähnlich, auch ein wenig anders ist es mit der Schrift. (...) Die Bibel ist kein Konsumartikel. Sie ist nicht mühelos zu vernaschen. Sie ist, so leid es mir tut, nicht zum Nulltarif zu haben. Man muss sie leben, ihre Fremdheit aushalten und geduldig, parallel zu ihrem Gewebe, selbst ein Gewebe des Verstehens erstellen. (...) Zuletzt möchte ich sagen: Die Bibel ist schön, wie uralte Menschen sehr schön sein können."(S.29 - 32)
So seziert er nicht einen "wahren Jesus" aus Legenden, Formen, Überlieferungen, sondern stellt sich der Schrift - im Wissen um die Gegenwart Jesu hier und jetzt.

In diesem Buch gibt es keinen garstigen Graben mehr zwischen damals und jetzt, zwischen Bericht und Glauben, zwischen historischem Jesus und geglaubtem Christus, zwischen vor- und nachösterlich. Berger III beruft sich auf Berger I und seine Erkenntnisse, zur Evangeliendatierung z.B. oder zum Realitätsgehalt der Bibel. In einer Zeit, in der die kleinen Katholiken in der 7. Schulklasse schon mit einem abgestandenen Sud aus Formkritik getauft und gegen Zumutungen imprägniert werden, tut es gut, wenn ein Bibelwissenschaftler mit dieser "reflektierter Unbefangenheit" vorgeht. Und nicht schon vorab weiß, was er uns zu glauben übrig lässt.

Söding hat sich gewehrt - und andere Exegeten werden es ihm nachtun -, daß Berger einen Exegese-Popanz aufbaut, der dem aktuellen Stand des Fachs - "wir schreiben das Jahr 2004" - nicht gerecht wird. Solange aber in der kirchlichen und säkularen Öffentlichkeit mit Steinen der liberalen Theologie geworfen wird und man uns und unseren Kindern diese Steine als Brot verkauft - solange freue ich mich über den Lehm, den Berger schmeisst.

Klaus Berger hat sich in den letzten Jahren im Lager der "konservativen" Katholiken wiedergefunden - andere würden sagen: sich dorthin begeben. Welche Wirkung wird der "Jesus" dort haben? Eine befreiende - meine ich. Berger vertritt in den meisten Punkten, soweit ich es bisher sehen kann, eine orthodox-katholische Position oder schließt sie wenigstens nicht aus. Wir sehen also plötzlich: Es ist möglich, wissenschaftliche Exegese zu betreiben (und zu lesen) und nicht vom Glauben abzufallen! Und diese Exegese bereichert unseren Glauben und unser Leben. Sie ermöglicht einen Zugang zum LEbendigen, zum MEnschgewordenen, GEkreuzigten und AUferstandenen, indem sie uns durch die Zeiten zurückführt ins Dokument des Ursprungs und wir dort die schlichte Realität erkennen, die wir Christen allzu oft verkompliziert haben. Dabei stellen wir fest, daß der Jesus der Bibel und der Jesus unseres Glaubens ein und der selbe sind.

Wir stellen fest, daß wir nicht ängstlich an unseren Katechismussätzen festhalten müssen, sondern es dürfen - im Wissen, daß die Wahrheit darin noch viel größer, schöner, umgreifender ist. Eine Wahrheit, die den Reichtum biblischer Bilder, Geschichten, Briefe, Evangelien braucht, um sich auszudrücken und für uns und unsere Zeitgenossen attraktiv zu sein.

So viel für jetzt - die MiPau ist um.

12. Oktober 2004

Zu schnell zu schnell



Ist von den Holy Whappings, und die sind sehrsehr orthodox. Dann darf ich das hier auch bringen.
The Killing Fields of Germany

Ein Lagebericht von Claudia Kaminski über Spätabtreibungen, deutsche Barbarei, nicht vorhandene Zivilcourage, den biopolitischen Herbst, feige CDU-Abgeordnete, bischöfliche Agenden und die Verdunkelungsmaßnahme namens Donum Vitae. (Die Tagespost: Töten, ein tägliches Geschäft)

"… und was war Ihr größtes Erfolgserlebnis?

Das war ein eher persönliches Erlebnis. Nach einem Lebensrechts-Vortrag kam eine Mutter mit ihrem Kind auf dem Arm am Ende zu mir und sagte: 'Dieses Kind verdankt Ihnen sein Leben. Als Sie vor drei Jahren schon einmal hier waren, war ich schwanger und wollte eigentlich abtreiben. Aber nach Ihrem Vortrag war mir das nicht mehr möglich. Heute bin ich dafür total dankbar!' So etwas wiegt einfach alles auf."
Bei der Gewissensprüfung durchgefallen

Buttiglione als EU-Kommissar abgelehnt - "zu katholisch".

11. Oktober 2004

"Räume heilender Begegnung"

Guido Horst kann mit dem "Sensibilisieren" und dem "Zulehnern" nichts anfangen. Wetten, daß er sich auch in den "Räumen heilender Begegnung" nicht wohl fühlt, die zu schaffen an uns liegt - jedenfalls wenn es nach dem Prediger meiner vergangenen Sonntagsmesse geht.

Manchmal kann ich auch jene Männer früherer Jahrzehnte verstehen, die sich vorkonziliar während der Predigt zu einer Zigarre vor der Kirchentür versammelten, um rechtzeitig zum Sanctus wieder zurückzukommen....

10. Oktober 2004

Aus dem pilgernden Gottesvolk

"Der Pfarrer N.N. [der aushilfsweise zum Messfeiern vorbeikam] ist cool! Bis zwei Minuten vorm Zusammenläuten hat er Witze erzählt, und dann hat er sich erst angezogen." (Ministrant nach der Vorabendmesse)

"Mittwoch, 16. März 2005: Frauenbund und Seniorengemeinschaft: Kreuzwegandacht in der Kirche, anschließend gemütliches Beisammensein im Pfarrheim" (aktuelle Terminplanung)

4. Oktober 2004

Literaturgeschichte - Fortsetzung

Böll wollten noch ein paar andere - also ist die liebste aller Töchter doch bei der Konkreten Poesie gelandet. Da wird sie zeigen müssen, ob sie jandln kann.
Blogschweigen

Ich muß die restlichen Tage dieser Woche in einem Luxushotel in den Schweizer Bergen verbringen und werde daher auf dieser Seite eher still sein.

3. Oktober 2004

Wer hätte das gedacht?

Dafür haben Steven Stack und Jim Gundlach den Ig Nobel Prize bekommen:

The Effect of Country Music on Suicide
Social Forces 1992; 71 (1): 211-218

This article assesses the link between country music and metropolitan suicide rates. Country music is hypothesized to nurture a suicidal mood through its concerns with problems common in the suicidal population, such as marital discord, alcohol abuse, and alienation from work. The results of a multiple regression analysis of 49 metropolitan areas show that the greater the airtime devoted to country music, the greater the white suicide rate. The effect is independent of divorce, southernness, poverty, and gun availability. The existence of a country music subculture is thought to reinforce the link between country music and suicide. Our model explains 51% of the variance in urban white suicide rates.
Literaturgeschichte

Selten genug sitzen Vater und Tochter allein beim Abendessen. Unerhört, daß sie dabei über deutsche Literatur sich unterhalten. Die Tochter hatte eine Liste mit Referatethemen für den Deutschunterricht: Barock, Goethe, Schiller, dann die neueren: Brecht, Borchert, Frisch, Böll, Lenz, Grass, Dürrenmatt , Walser, konkrete Poesie, und als Krönung die DDR-Literatur vor und nach 1970. Absolut kein "Burner" darunter, meinte die Tochter. Der Vater versuchte halbherzig dagegen zu halten; der Blick in den Glaser machte allerdings für die Tochter den ursprünglichen Favoriten Lenz obsolet. Das Argument, daß Bölls Bücher einen eher begrenzten Umfang hätten, gab letztlich den Ausschlag.

Zum Schluß ließ die Tochter zu, daß der Vater wie schon gelegentlich versuchte, ihr Lyrik schmackhaft zu machen. Über vorgetragene Beispiele konkreter Lyrik konnte sie jedoch nur den Kopf schütteln. Erst Robert Gernhards "Materialien zu einer Kritik der bekanntesten Gedichtform italienischen Ursprungs" entlockten ihr ein herzhaftes Lachen.

Als die Mutter heimkam, erzählte sie ihr davon. Und fügte an: "Aber nicht daß du denkst, daß ich jetzt Gedichte mag."
Die Sonntags-Bischofsmessen-Verhinderer

Erinnert sich noch jemand an den Disput der Kardinäle Ratzinger und Kasper zum Verhältnis von Universal- und Orts-/Teilkirche?

Der fiel mir ein, als ich in einem Gemeinde-Newsletter las:

"Am 10. Oktober erwartet die Region Schweinfurt den neuen Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann.

Sozusagen in letzter Minute konnten wir verhindern, dass seine Vorstellung in der kleinsten Kirche Schweinfurts und noch dazu zu einer unmöglichen Zeit – Sonntagmorgen, 10.30 Uhr, stattfindet, dann wenn alle katholischen Gemeinden ihren Pfarrgottesdienst feiern.

Jetzt können wir Bischof Friedhelm am Nachmittag, 14.30 Uhr, in St. Kilian willkommen heißen; auf der Straße und im angrenzenden Kolping-Bildungszentrum findet dann der Empfang bei Frankenwein und Frischgebackenem statt."
Was für eine Anmaßung dieses "reingeplackten" neuen Bischofs, mit seinen Diözesanen sonntags morgens die Eucharistie feiern zu wollen! Zu einer Zeit, wo sich die katholischen Gemeinden nicht um ihren Bischof versammeln, sondern um ihren Pfarrer (und um sich selbst?) kreisen!

"Ne disturbaveris circulos meos - störe meine Kreise nicht." Und komme mir schon gar nicht mit der ontologischen Vorgängigkeit der Universal- oder um ihren Bischof versammelten Teilkirche! Wir wollen unseren Weg aus der katholischen Kirche unbeirrt weitergehen. Wehe, du hältst uns dabei auf.

1. Oktober 2004

Benimm Dich!

Ausnahmsweise ganz ohne kirchenkulturkritische Anmerkungen ein schlichter Hinweis auf den Kirchenknigge. Gutes Benehmen schadet keinem nirgends und nie. (Hinweis von Felix Neumann*, den ich wegen Catholicism.wow's * Ferienlager-Erlebnis mal wieder besucht habe.)

* Wenn die beiden endlich mit irgendeiner Blogger-Software arbeiten würden, fiele das Verlinken leichter.
Tagespremiere

Um 6.56 Uhr auf der A3. Ich zusammen mit heavenly Alison Krauss, Doc Watson und "Banks of the Ohio". Karaoke-Background provided by The Three Pickers.