Die Jesuiten sind auch nicht mehr, was sie mal waren. Sagt doch Claus Recktenwald SJ in Jesuiten, der Zeitschrift der Deutschen Jesuitenprovinz (Heft 3/2010):
"Auf die Frage, worin aber die Relevanz der 68er für mich besteht, bin ich versucht mit einem irritierten Achselzucken zu antworten. 68 ist über 40 Jahre her und ich bin noch nicht einmal 30. Was soll mich also bitte an den 68ern nerven bzw. begeistern? Gerade in unserer übertakteten Zeit ist das doch Schnee von gestern."
Da verblassen doch einige der Beiträge des Hefts ins Hellgraue, fast Unleserliche. Nostalgie, die man verständnisvoll zur Kenntnis nimmt. Daneben allerdings einiges Selbstkritische - so ehrlich, aufrichtig und selbstkritisch es halt geht, will man den eigenen raison d'être nicht verleugnen. (Bevor ich böse Kommentare kriege: Ich übertreibe. Aber nur um der Klarheit willen. Ehrlich.)
"Du hast dich der Freude verschrieben, nicht dem Kontext der Misere, die Liebe ist dein Zeichen über dir." (Ralf Rothmann)
"... die Narrheit des Wahren heiteren Herzens ohne Abstriche zu wagen, scheint mir die Aufgabe für heute und morgen." (Joseph Ratzinger)
also ich finde die Zeitschrift rührend- ein altes Familienalbum...die Bilder sagen alles
AntwortenLöschenSchnee von Gestern, sicher - aber leider Schnee, dessen Tauwasser noch heute die Flüsse zum Überlaufen bringt.
AntwortenLöschen(sorry für die lausige Metapher...).
Übersetzung: Auch Leute unter 30 sollten sich der Hinterlassenschaft der "68er" bewusst sein, da die schließlich bis heute Mainstream und Bewußtsein der Masse prägen, gerade auch der intellektuellen Massen"elite", die bei uns das Sagen hat.
Ich pflichte meinem "Vorschreiber" bei: denn die 68er sind z.T die Elterngeneration derer die jetzt um die 30 sind. In sofern dürfte klar sein dass deren Einfluss noch nicht wieder verdunstet sein kann.
AntwortenLöschenDass er aber vielen gar nicht aufzufallen scheint und sich perfekt in die mainstream-"Norm"alität integriert hat, zeigt sich daran, dass ein Jesuit, der es durchaus mit einigen Mitbrüdern zu tun hat, die selber nachhaltig vom Mainstream mitgerissen worden sind, davon schon gar nichts mehr merkt und Haltungen nicht unterscheiden (ignatianischer Zentralbegriff) kann - und das obwohl es im Orden MINDESTENS ebenso viele Köpfe gibt, die 68 dabei waren und die selbstgerechten Tendenzen durchschaut haben.
Wäre wünschenswert wenn ausdrücklich aus dieser Perspekt auch mal was in "jesuiten" zu lesen wäre. P.M.