21. April 2008

Anselm, die Henne und wir



Heute ist der Gedenktag des hl. Anselm von Canterbury, der in diesem Blog traditionell eigentlich nicht regelmäßg begangen wird (wenn ich mich nicht irre). Daher: Danke, Elsa, für die Erinnerung!

Allerdings ist mir heute im Scriptorium ein Gebet des heiligen Erzbischofs und Theologen begegnet, das ich bloggen wollte - so passt es doppelt gut.

Christus, meine Mutter,
Du sammelst Deine Küken unter Deinen Flügeln:
dieses dein totes Küken schlüpft selbst unter diese Flügel.
Denn durch Deine Güte werden die Erschreckten getröstet,
durch Deinen süßen Duft die Verzweifelnden wiederbelebt,
Deine Wärme gibt den Toten Leben,
Deine Berührung macht die Sünder gerecht.
Mutter, erkenne Deinen toten Sohn wieder,
im Zeichen des Kreuzes und an der Stimme seines Bekenntnisses.
Wärme Dein Küken, gib Leben Deinem toten Menschen, rechtfertige Deinen Sünder.


Die biblischen Bezüge, die dahinterstehen, sind klar: Nicht nur Psalm 91, 4 ("Mit seinen Federn wird er dich bedecken, unter seinen Flügeln findest du Zuflucht"), sondern auch Mt 23, 37 ("Jerusalem, wie oft wollte ich deine Kindern sammeln, wie einen Henne ihre Küken sammelt unter den Flügeln"). Dazu - laut Scriptorium - die antike Idee, daß die Wärme der Henne Küken wieder ins Leben zurückrufen könne.

Und im Sinne des vierten der vier Schriftsinne darf ich auch auf Johnny Cash verweisen und sein apokalyptisch-eschatologisches Statement "The Man Comes Around" mit der unsterblichen Zeile:

"Then the father hen will call his chickens home."

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also man muss keine Genitivtheologie vertreten, um "father hen" mindestens bedenklich zu finden *gg*

Scipio hat gesagt…

Johnny Cash darf das. (Der ist nämlich ein Heiliger, sogar in der "paneuropäischen Säkularkirche" (M. Rüb, letzthin bei elsalaska.twoday.de thematisiert), weil er nämlich im Knast gesungen hat, gegen die Todesstrafe war und auch nicht besonders vietnambegeistert war.

dilettantus in interrete hat gesagt…

Ich würd erst mal die Authentizität anzweifeln - ist so garnicht Anselms Sprache.

Gibt´s einen Beleg?

Scipio hat gesagt…

Ich hab_s in einem feministisch-theologischen Sammelband erwähnt gefunden - ohne Quellen angabe. Meine Allers-Ausgabe von Anselm hat nur andere, aber keine Gebete