15. August 2007

Maria - ein Versuch anläßlich des 15. August

Weil Thomas eine Umfrage anregt und es mir eine Herzenssache ist, anbei der Versuch einer Scipionischen Mariologie in nuce:

Vorausgesetzt, der Mensch, jeder Mensch, ist, wie er und sie ist: nicht nur begrenzt, gebunden an Raum und Zeit, sondern auch zerbrochen, angeknackst, mit einem Riß mitten im Herzen, unfähig zur völligen, restlosen, dauerhaften Verfügung über uns selbst;

vorausgesetzt, das sei gegen die Intention, gegen den ursprünglichen Plan GOttes;

vorausgesetzt, GOtt wollte Mensch werden in SEinem Sohn, inmitten SEines Volkes, um den Menschen zu heilen und über die Wiederherstellung der zerbrochenen Ganzheit hinaus die Menschen, jeden Menschen, mit SIch selbst beschenken;

vorausgesetzt auch, ER wollte diesen SEinen Plan den Menschen nicht aufoktroyieren, sondern in ihrer Mitte aufgenommen werden, wenn schon nicht von allen, dann wenigstens von einem Menschen mit ganzem, ungeteilten Herzen, in völliger Freiheit:

dann ist es nicht ganz weit hergeholt, wenn wenigstens eine von uns - im Hinblick auf die zu geschehende Heilung und im Voraus - wieder werden durfte wie ER uns schon immer gedacht, konzipiert hatte: fähig zum Ja. Fähig zur ganzen Hingabe unsererselbst. Fähig zum Ein-für-alle-Mal.

Dieser Mensch, eine von uns, an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit, aber ohne den Riß mitten durchs Herz, verwirklichte dieses Konzept, um dann in einem bestimmten Moment Ja sagen zu können, an unserer Stelle, für uns alle. Ein-für-alle-Mal.

Dieser Mensch, diese Frau gebar den Sohn GOttes, bei ihr lernte ER leben, sprechen, lieben, denken. Beten. Und sie lernte in SEiner Schule: beten, lieben, glauben. Bis der Stein vors Grab gerollt wurde, nach den dunklen Stunden oben auf dem Hügel vor der Stadt. Bis zu den ersten Berichten, daß das Grab leer sei, und dem "Ich habe ihn gesehen. Er lebt."

Und über den Abschied hinaus lebte sie ihr Ein-für-alle-Mal inmitten der Gemeinde, der Kirche, in Seiner Gegenwart, bis sie auch in jene Nacht ging, die für sie keine Nacht mehr war, sondern strahlend heller Tag. Denn der Tod war keine Strafe mehr und kein Abgrund, sondern Übergang, Hinübergang, Passah. Wer heil ist, darf alles mitnehmen, Leib und Seele. Noch ist sie die einzige, die ganz bei IHM ist, der den Weg vor ihr ging, ihn öffnete, gangbar machte für uns. Aber sie wartet. Und holt uns. Nunc et in hora mortis nostrae. Jetzt und in der Stunde unseres Todes.

Nicht ausgeschaltet vom Tod, sondern endlich nicht mehr an Raum und Zeit gebunden. Nur an IHN.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ja, es gibt diesen einen Menschen, nämlich Jesus von Nazareth, der deswegen der Christus genannt wird, weil sich Gottheit und Menschheit in ihm vereinigt haben. Alle anderen Menschen folgen diesem mal mehr, mal weniger nach. Auch Maria, wie uns das Evangelium berichtet.

Scipio hat gesagt…

Maria mehr, wir meistens weniger.

Als Katholik glaube ich, daß GOtt, daß das WOrt GOttes nicht Mensch werden wollte, ohne daß die Menschheit nicht wenigstens einmal dazu Ja gesagt hätte. Maria hat ER dieses Ja ermöglicht, es ihr aber nicht abgenommen.

Sie ist der Mensch, von dem wir sagen: nach dem Bild GOttes geschaffen und nicht mißglückt. Nach dem Maß Jesu gemessen und nicht für fehlerhaft befunden.