7. August 2005

Nicht-akzeptabler Missgriff

Ich habe im Februar in mehreren Postings die "Affäre" um die Entfernung eines Auferstehungbildes von Michael Triegel aus dem "Museum am Dom" in Würzburg dokumentiert bzw. kommentiert (Hier, hier, hier und hier).

Bischof Friedhelm Hofmann hat sich am 21. Juli 2004 in einem Interview mit dem Aschaffenburger Main-Echo noch einmal zur Triegel-Sache und zum Verhältnis Kirche-Kunst geäußert:

Main-Echo: Wie sieht für Sie das ideale Zusammenspiel Kirche - Kunst aus?

Bischof Hofmann: Das Ideale besteht für mich darin, dass Kirche und Kunst, sprich Kirchenleute und Künstler miteinander ins Gespräch kommen. Das habe ich jahrelang praktiziert, indem ich verschiedene Kongresse und Symposien veranstaltet habe. Wichtig war mir dabei, dass auch die Künstler, die nicht in der Kirche stehen, zu Wort kommen. Ich wünsche mir, dass Gespräche mit Künstlern vor Ort verstärkt stattfinden. Ich habe beim Aschermittwoch der Künstler Kontakte zu den Künstlern der Region geknüpft. In Zukunft werden wir sicher diesen Dialog auch mit renommierten Künstlern verstärken.

Main-Echo: Im Zusammenhang mit dem Konflikt um die Darstellung des nackten Jesus, den Sie aus dem Würzburger Museum am Dom haben entfernen lassen, haben Sie angedeutet, dass es auch zu anderen Änderungen im Museum kommen könnte. Welche?

Bischof Hofmann: Es ist durchaus möglich, dass sich Konzeptionen verändern werden. Die jetzige Konzeption, die vieles für sich hat, muss nicht auf Dauer so sein. Das Bild des nackten Auferstandenen ist beispiellos. Es gibt in der ganzen Kunstgeschichte keine vergleichbaren Werke. Der Auferstandene ist in seinem Auferstehungsleib ganz anders darzustellen und eben nicht in einem Akt. Das war einfach ein Missgriff, den ich nicht akzeptieren kann. Hierin war ich mir mit vielen Menschen einig. Aber das kann nicht der Anlass einer Umstrukturierung des Museums sein. Das kann auch nur im Gespräch mit Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, mit dem Förderverein und mit allen, die sich dort engagieren, zusammen geschehen. Und da hoffe ich, dass künftig eine gewisse Lebendigkeit und Öffnung gegeben sein werden, so dass auch andere Künstler ausstellen können.

Main-Echo: Nennen Sie ein paar Namen.

Bischof Hofmann: Ich denke zum Beispiel an Heinz Mack, Günther Uecker, Markus Lüpertz, auch an Gerhard Richter, dem ich vor ein paar Wochen in Würzburg alles gezeigt habe. Es wäre schön, wenn wir Weltkunst nach Würzburg holen könnten.

Main-Echo: Künstler beklagen, dass das Bistum ihnen nicht die Möglichkeit gibt, an Ausschreibungen teilzunehmen. Wie sehen Sie das?

Bischof Hofmann: Es ist sinnvoll, Ausschreibungen zu veranstalten. Wir planen - wie in anderen Bistümern üblich - eine Kunstkommission einzurichten. Sie soll das, was im Bau- und Kunstreferat der Diözese vorgeschlagen wird, noch einmal begutachten. Künstler aus der Region sollen so verstärkt zum Zuge kommen und der Vielfalt Raum gegeben werden.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Kunst, auch religiöse, muss frei sein und bleiben. Ich finde diese ganze Affäre, welche der nicht mehr ganz so neue Würzburger Bischof da angerichtet hat, in höchstem Maße lächerlich. Seine Reaktion zeugt von künstlerischem Unverständnis und Arroganz dem Künstler gegenüber.

Als ob Nacktheit etwas Anstößiges wäre! Gott hat uns in unserer Geschlechtlichkeit geschaffen, und es war gut so. Den Vorwurf der Pornographie finde ich besonders lächerlich und deplaziert.

Eine andere Frage ist es, ob man die künstlerischen Experimente eines Domkapitulars Lenßen ansprechend findet oder nicht, aber das ist eher eine Frage des subjektiven Geschmacks.

Dr. Matthias O. Will hat gesagt…
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Dr. Matthias O. Will hat gesagt…
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Petra hat gesagt…

Ja, Ralf, ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht so wirklich, was Dein Problem mit der Kritik von Matthias ist. Vielleicht war der Ausdruck "künstlerisches Unverständnis" etwas danebengegriffen - andererseits, wenn es etwa um Theologie geht, würde ich einem noch so promovierten Theologen sofort theologisches Unverständnis vorwerfen, wenn er im Namen der Kirche Ideen von sich gibt, die seinem eigenen lieben Köpfchen entsprungen sind, aber nichts mit dem Verständnis der Kirche zu tun haben. Sprich: wenn er nicht weiß, was die Aufgabe der Theologie ist.

So gesehen kann man dem Würzburger Bischof auch vorwerfen, dass er nicht wirklich weiß, was die Freiheit der Kunst soll. Ich denke nämlich, solange religiöse Kunst nicht blasphemisch oder direkt häretisch ist (und das finde ich bei dem diskutierten Bild nicht), liegt die Darstellungsweise sehr wohl im Bereich der Freiheit der Kunst, auch wenn sie ungewöhnlich sein sollte.

Vor allem angesichts dessen, was in vielen Kirchen als "moderne religiöse Kunst" verkauft wird und mit großer Unterstützung des Ortsbischofs oder des Pfarrers in der Kirche aufgestellt wird, ist dieses Bild ja ein absolutes künstlerisches Highlight...

Dr. Matthias O. Will hat gesagt…
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